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Panorama: „2004 DW“ – die Erde hat einen neuen Nachbarn

Astronomen haben einen Planeten mit 1400 Kilometern Durchmesser im Sonnensystem entdeckt. Er wurde bisher übersehen

Bis vor ein paar Jahren war die Welt noch in Ordnung: Neun Planeten im Sonnensystem waren bekannt, daneben etliche Monde, kleine Asteroiden und Kometen. Nun ist am Rand unseres Sonnensystems, in Plutos Nachbarschaft, wieder ein neuer Kleinplanet aufgetaucht. Er trägt den vorläufigen Namen „2004 DW“. Der Astronom Michael Brown und seine Kollegen vom California Institute of Technology schätzen, dass er einen Durchmesser von 1400 Kilometern hat. Damit wäre er das größte Objekt, das Forscher seit der Entdeckung Plutos im Jahr 1930 in unserem Planetensystem aufgespürt haben.

Nun müssen die Himmelskarten neu gemischt werden. Brown sucht seit etlichen Jahren mit mehreren Teleskopen nach bislang unbekannten Himmelskörpern im Sonnensystem. Seit 1992 haben er und andere Astronomen in den eisigen Gefilden jenseits des Neptun fast 1000 Objekte entdeckt, die bis dahin wegen ihrer dunklen Oberfläche im Verborgenen geblieben waren.

Im Herbst 2002 stießen Brown und sein Team auf den bis dahin stattlichsten Kleinplaneten. Die Forscher nannten ihn „Quaoar“, nach einer indianischen Gottheit, die vom Himmel auf die Erde kam, um das Chaos in Ordnung zu verwandeln. Quaoar misst 1250 Kilometer im Durchmesser und läuft in 288 Jahren einmal um die Sonne.

„2004 DW“ hat Quaoar den Rang als erstem unter den Kleinplaneten jetzt anscheinend abgelaufen. Bisher ist zwar noch nicht viel über ihn bekannt, insbesondere nicht, wie wenig von dem Sonnenlicht, das ihn dort draußen erreicht, seine rabenschwarze Oberfläche zurückstrahlt. Und nur in Kenntnis dieses Anteils können die Astronomen mit hinreichender Genauigkeit abschätzen, wie groß „2004 DW“ tatsächlich ist. Brown geht davon aus, dass der Himmelskörper ähnlich beschaffen ist wie Quaoar. Unter dieser Annahme kommt er auf eine Größe von etwa 1400 Kilometern. Er wäre damit mehr als halb so groß wie der Planet Pluto.

Brown rechnet allerdings mit der baldigen Entdeckung noch größerer Objekte. „Es scheint nur noch eine Frage der Zeit zu sein, bis jemand dort draußen einen Himmelskörper findet, der unsere gesamte Vorstellung vom äußeren Sonnensystem umwerfen wird“, sagt der Astronom. Auch Wissenschaftler wie Brian Marsden, Leiter des Zentrums für Kleinplaneten in Cambridge in Massachusetts, halten es für möglich, dass jenseits des Neptun noch Himmelskörper von der Größe unserer Erde zum Vorschein kommen können.

„2004 DW“ ist 47-mal so weit von der Sonne entfernt wie unsere Erde. Es ist dort draußen kälter als minus 200 Grad Celsius. Wie der Himmelskörper aufgebaut ist, darüber können Forscher bisher nur spekulieren.

Am morgigen Donnerstag bricht eine europäische Raumsonde zu einem Kometen auf, um in zehn Jahren auf ihm zu landen. Auch der Ursprung dieses Kometen liegt in den Außenregionen des Sonnensystems. Aus der Begegnung mit ihm könnten die Forscher einiges über die neuen Welten erfahren.

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