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Bei Temperaturen um die 30 Grad zog es wieder viele Menschen nach draußen.

© dpa

30 Grad im September: Sommer in der Verlängerung

Der September ist ungewöhnlich warm. Die meisten Menschen freut das. Doch Landwirte und die Schifffahrt leiden.

Am Ende eines eher durchwachsenen Sommers, der Gluthitze und Bodenfrost brachte, heftige Gewitter und Starkregen, setzt nun die große Entspannung ein. Morgens ist es bereits spürbar frisch, doch tagsüber steigen die Temperaturen bis an die 30 Grad Celsius. Die Luft ist trocken, die Wärme wird deshalb von vielen als angenehmer empfunden als die schwülen Tage im Juni und Juli.

Der Altweibersommer könnte kaum schöner sein. Für Donnerstag wurden örtlich mehr als 30 Grad erwartet, bei strahlendem Sonnenschein. Die Meteorologen rechnen auch für die kommenden Tage mit schönem Wetter, bis hin zum folgenden Wochenende.

Wer das Gefühl hat, es sei überdurchschnittlich warm, dem gibt der Deutsche Wetterdienst recht. In der ersten Septemberwoche lagen die Temperaturen über dem langjährigen Durchschnitt, es war sogar wärmer als im Juni. Ob der Monat insgesamt einen Rekord aufstellen wird, ist eine andere Frage. „Um darauf eine Antwort zu geben, ist es noch viel zu früh“, sagt Gerhard Lux, Sprecher des Wetterdienstes. Ungewöhnlich sei die Wärme dieser Tage schon, ergänzt er, aber auch keine Sensation. Die Klimatabelle mit den 500 wichtigsten Wetterstationen weist als Spitzenreiter den 3. September 1911 aus. Damals wurden in Jena 36,5 Grad gemessen. Auch in den Jahren 1947, 1949 und 1953 sei der September sehr warm gewesen, berichtet Lux.

Dass es auch jetzt noch einmal so warm geworden sei, liege an der Hochdruckwetterlage, die seit Ende August über unseren Breiten liege. „Sie hält uns Tiefdruckgebiete vom Hals“, erklärt der Meteorologe. „Stattdessen strömt warme und trockene Luft von Süden heran.“ Die geringe Luftfeuchtigkeit führt dazu, dass kaum Wolken entstehen – freie Bahn für Sonnenstrahlen, die Atmosphäre und Oberfläche tagsüber zusätzlich aufheizen.

Heißester Sommer der Geschichte

Das ist nötig, denn nachts geht viel Wärme verloren: Sie wird ins Weltall abgestrahlt. Dieser Effekt wird jetzt umso deutlicher, da jede Nacht um rund vier Minuten länger sei als die vorherige, erläutert Lux. Die Sonneneinstrahlung am Tage reiche nicht mehr aus, um den Energieverlust auszugleichen. Deshalb gehen die Temperaturen in den nächsten Wochen und Monaten immer weiter zurück.

Aber noch ist es warm und trocken – und das schafft nicht nur Freude. Landwirte müssen teilweise die Ernte früher beginnen und rechnen mit geringeren Erträgen. Die Schifffahrt leidet unter den niedrigen Flusspegeln. Auf mehreren Abschnitten der Elbe ist kein Güterverkehr mehr möglich. Der Niedrigwasserstand könnte die Wasserqualität beeinträchtigen. Deshalb verstärken die Behörden Messungen von Temperatur, Sauerstoff und Schadstoffgehalt, berichtet der NDR. Und die Waldbrandgefahr ist hoch, vor allem in Südwest-Brandenburg und Sachsen-Anhalt.

Nachdem der Sommer zumindest meteorologisch abgeschlossen ist, lässt sich bereits eine Bilanz ziehen. Nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes, der Daten seiner rund 2000 Messstationen ausgewertet hat, lag die Durchschnittstemperatur mit 17,8 Grad um 1,5 Grad über dem Mittel der internationalen Referenzperiode 1961 bis 1990. Zieht man die wärmere Periode von 1981 bis 2010 heran, so liegen die Monate Juni, Juli und August immer noch um 0,7 Grad über dem Schnitt.

Im weltweiten Maßstab dürfte der Sommer 2016 wahrscheinlich der wärmste Sommer seit Beginn der systematischen Wetteraufzeichnungen sein, teilt das Deutsche Klima-Konsortium mit. Nach einer Reihe von globalen Temperaturrekorden bestehe damit auch eine große Wahrscheinlichkeit, dass das gesamte Jahr 2016 das bisher wärmste Jahr wird und damit die bisherigen Rekordjahre – 2014 und 2015 – übertroffen werden.

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