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Die Treiber mussten auf der Autobahn A20 bei Rostock rund 20 km zu Fuß zurücklegen.

© Bernd Wüstneck/ZB

A20 bei Rostock: Rehe auf der Autobahn - über sechs Stunden Vollsperrung

Rehe an der Autobahn - wie geht man damit um? In Norddeutschland wird eine Autobahn über sechs Stunden gesperrt, um die Tiere zu retten.

Glück gehabt, Bambis! Vier renitente Rehe, die monatelang am Rand der Ostseeautobahn A20 bei Rostock grasten, sich nicht vertreiben ließen und deshalb schon geschossen werden sollten, leben. Sie sind am Mittwoch in einer großangelegten Aktion hinter einen Wildschutzzaun getrieben worden. Der Zaun sichert den gut 15 Kilometer langen Abschnitt zwischen den Anschlussstellen Dummerstorf und Sanitz zu beiden Seiten.

Den beteiligten Helfern standen die Erleichterung und die Erschöpfung gleichermaßen ins Gesicht geschrieben: Sie hatten bei bis zu 26 Grad Celsius rund 20 Kilometer auf dem Asphalt zurückgelegt. Die Autobahn war sechseinhalb Stunden voll gesperrt.

Drei Böcke und ein einjähriges Weibchen, ein sogenanntes Schmalreh, hatten Wildbiologen zuvor mit Wärmebildkameras ausgemacht. Am Mittwochmorgen kurz nach 9.00 Uhr wurde dann zur waffenlosen Treibjagd geblasen. Quer zur Autobahn wurden Zäune errichtet.

Zwei Böcke durchbrachen die Kette der Treiber

Nach Angaben von Teilnehmern - Journalisten durften die Aktion aus Sicherheitsgründen nicht aus der Nähe beobachten - gingen 18 Treiber die Straße ab. Sie sollten versuchen, die Tiere durch eine etwa 40 Meter lange Lücke, die in den Wildschutzzaun geschnitten worden war, auf freies Feld zu treiben.

Das Verkehrsministerium in Schwerin sprach von insgesamt rund 40 Einsatzkräften. Die Aktion war nötig geworden, weil sich das Umweltministerium gegen den ursprünglich geplanten Abschuss der Rehe gesperrt hatte.

Zwei Rehböcke wollten aber wohl nicht ohne weiteres von ihrem paradiesischen Futterplatz lassen - oder sie gerieten angesichts der anrückenden Menschenkette in Panik. Am Vormittag sprang einer auf die Treiber zu und durchbrach ihre Kette. Später tat es ihm ein zweiter Rehbock gleich.

Das bedeutete jeweils, dass die Helfer zurück an den Zaun quer zur Autobahn gebracht werden mussten, um erneut hinter dem Tier herzugehen und es zur Lücke zu dirigieren. Dies sei sanft und ohne hektische Bewegungen der Helfer geschehen, betonte eine Teilnehmerin. Schließlich waren alle vier Tiere auf freiem Feld. Die Autobahn konnte nachmittags wieder freigegeben werden. (dpa)

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