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Panorama: "Abschied vom roten Haus": Marjaleena Lembcke zeigt, wie verwandt Glück und Unglück sind

Es gibt Ereignisse im Leben, die alles verändern. Dann gibt es nur noch ein Davor und ein Danach.

Es gibt Ereignisse im Leben, die alles verändern. Dann gibt es nur noch ein Davor und ein Danach. Das muss auch Leena erfahren, ein Mädchen, das wir schon aus den anderen Finnland-Büchern von Marjaleena Lembcke kennen.

Leena ist 18 Jahre alt. Mit ihren Eltern, ihren fünf jüngeren Geschwistern und Großmutter Mummo lebt sie in einem kleinen roten Bauernhaus. Eine liebevolle Familie: chaotisch, aber fröhlich. Dass sie in bescheidenen Verhältnissen leben, empfinden sie nicht als bedrückend: "Wofür braucht man auch Geld, wenn man schon alles hat!" Und alle lieben ihre kleine Farm mitten in den Feldern, in der es zwar wenig Platz gibt, aber viel Humor und Harmonie. Feinfühlig und voller Herzenswärme beschreibt Marjaleena Lembcke den Alltag der lebhaften Familie: den Schulweg, die Gespräche, die Arbeit in Haus und Hof, Bräuche im Jahreslauf, den selbstverständlichen Umgang miteinander.

Streit und Sorgen

Leise und behutsam schildert sie dabei die Gefühlswelt der Ich-Erzählerin Leena, die erwachsen wird. Wie sie sich in Mikko verliebt, einen Jungen von ihrer Schule, den sie früher immer langweilig fand, wie sie in Gesprächen mit ihrer Mutter versucht, etwas über die Liebe zu erfahren. Die junge Frau, die kurz vor dem Abitur steht, malt sich die Zukunft aus und möchte so vieles begreifen, auch ihre Mutter: "Sie war wie ein Buch, in dem ich lesen wollte, um sie kennen zu lernen".

Leena kann sich nicht vorstellen, dass das Unglück eines Tages das rote Haus betreten würde. Doch dann geschieht das Unbegreifliche: Leenas Eltern haben einen schweren Autounfall. Ausgerechnet als sie zum ersten Mal alleine eine Urlaubsreise machen wollen. Danach ist nichts mehr, wie es war. Die Eltern sind lebensgefährlich verletzt und als sie endlich aus dem Krankenhaus entlassen werden, ist die Mutter völlig verändert. Auch das Leben im roten Haus ändert sich. Immer wieder gibt es Streit und Sorgen. Und eines Tages geht die Mutter fort, läuft auf den Gleisen einem Zug entgegen.

Ohne viele Worte macht Marjaleena Lembcke deutlich, wie eng Glück und Unglück beieinander liegen. Die Leser werden in die Geschichte hineingezogen, fühlen mit Leena und ihren Geschwistern. "Ihr werdet weinen und lachen," tröstet Großmutter Mummo. "Wer das eine gelernt hat, lernt das andere auch."

Margit Lesemann

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