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Afghanistan: Wie im frühen Mittelalter

Nach dem Vorbild frühmittelalterlicher Zahlungssysteme schaffen afghanische Organisationen Milliarden westlicher Hilfsgelder außer Landes.

Wie das New Yorker „Wall Street Journal“ am Montag berichtete, wurden in den letzten Jahren über drei Milliarden Dollar außer Landes gebracht. Ein US-Ermittler sagte der Zeitung, ein Teil des Geldes stamme vermutlich aus vom Westen finanzierten Hilfs- und Wiederaufbauprojekten. Zu den Verdächtigen zählen demnach unter anderem Mahmud Karsai, ein Bruder des afghanischen Präsidenten Hamid Karsai, und Vizepräsident Mohammed Fahim.

Das Geld werde kistenweise aus Kabul herausgeschafft, sagte ein ranghoher US-Beamter der Zeitung. „Sie haben Kisten im hinteren Stauraum von Flugzeugen. Sie haben Kerle, die im wahrsten Sinne des Wortes Kisten mit Bargeld an Bord der Flugzeuge bringen“, sagte der Regierungsvertreter. Der Transfer wird den Ermittlern zufolge von sogenannten „Hawala"-Unternehmen organisiert. Hawala kommt aus dem Arabischen und bezeichnet ein Überweisungsystem, das seinen Ursprung im frühmittelalterlichen Handelswesen des Nahen und Mittleren Ostens hatte. Die ungezügelte Korruption und die mutmaßliche Verwicklung hoher Beamter in den Opiumhandel tragen zur ablehnenden Haltung der afghanischen Bevölkerung gegenüber ihrer Regierung bei und verschaffen den Taliban Zulauf. Nach einem Bericht der „Washington Post“ vom Montag verhinderten hohe afghanische Regierungsbeamte Korruptionsermittlungen gegen einflussreiche Landsleute. Unter Berufung auf US-Regierungsvertreter berichtete das Blatt, dass afghanische Strafverfolger und Ermittler routinemäßig anordneten, namhafte Afghanen gegen Korruptionsermittlungen zu schützten, indem sie ihre Namen aus Untersuchungsakten strichen. Unter Angehörigen der Eliten sei es üblich, sich gegenseitig zu decken und Ermittlungen zu unterbinden, wie im Falle eines nicht namentlich genannten größeren Finanzunternehmens, das Millionen außer Landes geschafft haben soll. (AFP)

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