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Panorama: Alles sein, alles werden, alles bewegen

Eines ist klar: Freiheit bedeutet für jeden etwas anderes. Ob etwas Freiheit oder Selbstverständlichkeit ist, hängt ganz vom Umfeld des Betroffenen ab.

Eines ist klar: Freiheit bedeutet für jeden etwas anderes. Ob etwas Freiheit oder Selbstverständlichkeit ist, hängt ganz vom Umfeld des Betroffenen ab.

So richtig fiel mir das erst auf, als ich aus meinem Auslandsjahr in Brasilien wiederkehrte. Dinge, die mir zuvor normal erschienen, bedeuteten auf einmal die große Freiheit. Ich konnte endlich meine verhasste grüne Polyester-Jogginghose, die Teil meiner Schuluniform war, in den Schrank hängen und selber entscheiden, was ich anzog. Nie hatte es sich so verwegen und frei angefühlt, um fünf Uhr morgens nach einer Party alleine nach Hause zu laufen, ohne Angst haben zu müssen, ausgeraubt zu werden. Und ich habe den Luxus zu wissen, dass ich jederzeit auf eine Demo gehen kann, ohne nach fünf Minuten mit Tränengas und Gummiknüppeln vertrieben zu werden.

Auch im Großen wird Freiheit in Deutschland ganz anders aufgefasst.

Wir besitzen so viele Freiheiten, dass dieses Wort für uns zu etwas fast Abstraktem geworden ist, etwas, das sich mehr im Kopf als in der realen Welt abspielt.

Theoretisch haben wir die Wahl, alles aus unserem Leben zu machen, was wir wollen.

Wenn in Berlin jemand sagt, dass er Altägyptische Musikwissenschaften oder Ausdruckstanz studieren will, wird er zwar von seinen Mitmenschen belächelt, verhungern wird er jedoch nicht. Diese Freiheit gibt es in Brasilien nicht. Wer keinen gut bezahlten Job hat, kann weder die Privatschule für die Kinder bezahlen noch die private Krankenversicherung. Der Lebensweg ist vorgezeichnet, Bildung ist eine Investition der Eltern, die auch den Kindern keinen Freiraum für Extravaganzen lässt. Uns stehen hier alle Türen offen, wir können alles sein, alles werden, alles bewegen.Mara Erlenmeier, 17 Jahre

Mara Erlenmeier[17 Jahre]

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