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Aribert Heim verstarb offenbar bereits im Jahr 1992 in Kairo. Er galt als einer der meistgesuchten NS-Verbrecher.

© AFP

Als Tarek Hussein Farid in Kairo verstorben: NS-Verbrecher Aribert Heim für tot erklärt

Aribert Heim soll mehr als 300 Menschen im KZ Mauthausen umgebracht haben. Nach dem Krieg tauchte er unter und lebte offenbar jahrzehntelang unbehelligt in Kairo. Dort soll er auch gestorben sein, davon ist das Landgericht Baden-Baden überzeugt. Es erklärte ihn jetzt für tot.

Das Landgericht Baden-Baden hat einen der meistgesuchten NS-Verbrecher für tot erklärt und das Strafverfahren gegen ihn eingestellt. Das Landgericht Baden-Baden kam nach langwierigen Untersuchungen zu dem Schluss, dass der ehemalige KZ-Arzt Aribert Heim 1992 in Ägypten starb.

Heim galt lange Jahre als die Nummer Eins der noch am Leben vermuteten NS-Verbrecher. Im Konzentrationslager Mauthausen soll er 1941 mehr als 300 Menschen auf bestialische Weise umgebracht haben.

Nach dem NS-Mediziner wurde mit internationalem Haftbefehl gesucht. Er war Revierarzt im österreichischen Konzentrationslager Mauthausen. Dort soll er laut Gericht im Zeitraum Oktober bis November 1941 in zahlreichen Fällen Häftlinge durch Spritzen oder nicht notwendige Operationen grausam getötet haben. Ihm wird vorgeworfen, beispielsweise gesunden Häftlingen bei vollem Bewusstsein Organe entnommen zu haben.

Nach dem Krieg arbeitete Heim zunächst unbehelligt weiter, bis 1962 hatte er in Baden-Baden eine gynäkologische Praxis. Dann tauchte er unter. Die Staatsanwaltschaft Baden-Baden erhob gegen Angeschuldigten 1979 Anklage.

Nach Auffassung der Baden-Badener Schwurgerichtskammer ist davon auszugehen, dass Heim nach seiner Flucht in Ägypten untergetaucht und 1980 zum islamischen Glauben konvertiert ist. Unter dem fortan von ihm geführten Namen Tarek Hussein Farid sei er im Alter von 78 Jahren am 10. August 1992 in Kairo verstorben.

Anfang Februar 2009 war eine gemeinsame Recherche von ZDF und „New York Times“ bekannt geworden, wonach der ehemalige KZ-Arzt bereits 1992 in Kairo an Darmkrebs gestorben sein soll. Einige Tage später wurden dem Landeskriminalamt (LKA) Baden-Württemberg über einen Mittelsmann Unterlagen über den angeblich toten Nazi-Verbrecher zugespielt.

Die Aktentasche mit Unterlagen, die Heim gehört haben sollen, bewerten die LKA-Fahnder als echt. Nach den Unterlagen soll der Gesuchte Anfang 1963 unter seinem zweiten Vornamen Ferdinand mit einem Touristenvisum nach Ägypten eingereist sein. Das Landgericht Baden-Baden geht davon aus, dass sich der NS-Verbrecher zunächst über Jahre hinweg unter dem Namen Ferdinand Heim in Kairo verborgen gehalten hat.

Zunächst gab es Zweifel, ob es sich bei dem Verstorbenen Tarek Hussein Farid um den Gesuchten handelt. Den Richtern lagen zunächst keine gesicherten Unterlagen über die Konvertierung und den Namenswechsel vor. Im Frühjahr 2012 habe schließlich der Verteidiger des Heims neben weiteren Unterlagen eine Konvertierungsurkunde vorgelegt, heißt es in der Erklärung des Gerichts. Untersuchungen des Landeskriminalamts Baden-Württemberg hätten die Echtheit dieser Urkunde bestätigt.

Die Schwurgerichtskammer vernahm auch den Sohn des Verstorbenen als Zeugen. Dieser habe glaubhafte Angaben gemacht. Nach Auffassung der Richter verblieben keine Zweifel, dass Heim mit der Person Tarek Hussein Farid identisch ist und 1992 infolge eines Krebsleidens starb.

Das ZDF begrüßt die offizielle Bestätigung für seine Recherchen zum Verbleib des NS-Verbrechers. Ein Großteil der Dokumente und Informationen, die für die Entscheidung des Gerichts jetzt relevant gewesen seien, stammten aus oder basierten auf den Recherchen von „New York Times“ und ZDF, sagte ZDF-Chefredakteur Peter Frey. „Wir sind froh, dass wir so zur Aufklärung des Geheimnisses um Aribert Heim beitragen konnten.“ (dapd)

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