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Panorama: Altenpflegerin wegen Mordes angeklagt 27-Jährige soll acht Opfer erstickt haben

Berlin/Mannheim - Die Todesfälle häuften sich, und immer war sie als Letzte bei den Patientinnen – da wurden ihre Vorgesetzten aufmerksam. Gegen eine 27-jährige Pflegeassistentin hat die Staatsanwaltschaft Bonn am Mittwoch Anklage wegen mehrfachen Mordes und Tötung erhoben.

Berlin/Mannheim - Die Todesfälle häuften sich, und immer war sie als Letzte bei den Patientinnen – da wurden ihre Vorgesetzten aufmerksam. Gegen eine 27-jährige Pflegeassistentin hat die Staatsanwaltschaft Bonn am Mittwoch Anklage wegen mehrfachen Mordes und Tötung erhoben. Die 27-jährige Frau soll zwischen November 2003 und April 2005 acht Bewohnerinnen eines Seniorenstifts in Wachtberg bei Bonn erstickt haben – vier allein zwischen März und April dieses Jahres. In einem weiteren Fall habe sie es bewusst unterlassen, einer Patientin zu helfen, obwohl sie erkannt habe, dass diese keine Luft mehr bekam, ist die Staatsanwaltschaft überzeugt. Das Motiv: Ein Opfer habe sie auf dessen ausdrücklichen Wunsch getötet, in vier Fällen habe sie Mitleid mit den schwer Kranken gehabt, in vier weiteren Fällen habe sie sich von den Patientinnen belästigt gefühlt, sagte die Angeklagte im Juni in ihrem Geständnis – das sie mittlerweile widerrufen hat.

Dennoch wird sie sich wohl noch in diesem Jahr vor Gericht verantworten müssen, schätzt Friedrich Apostel, Sprecher der Bonner Staatsanwaltschaft. Mord in vier Fällen, Totschlag in vier Fällen sowie Tötung auf Verlangen werden der Frau vorgeworfen: „Sie war es, da haben wir eigentlich keinen Zweifel“, sagte Apostel gestern. Trotzdem räumte er ein, dass der Widerruf die Ermittler vor Probleme stelle: „Es wird ein schwieriger Fall, weil die objektiven Befunde so rar sind.“ Mehrere der mutmaßlichen Opfer seien nach ihrem Tod eingeäschert worden und könnten nicht mehr obduziert werden.

Zwar hat die Pflegeassistentin auch in der Vergangenheit schon Geschichten erfunden, um die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Doch glaubt die Anklagebehörde in diesem Fall nicht, dass es sich bei den Geständnissen ebenfalls um Lügenmärchen handelt. Einige der Morde habe die Angeklagte schließlich erst eingeräumt, nachdem die Obduktionen Indizien für die Taten geliefert hätten. Dann aber habe sie die Taten so detailreich und widerspruchsfrei geschildert, dass dies kaum erfunden sein konnte. Zudem hätten Zeugenaussagen das Geständnis der mutmaßlichen Täterin indirekt bestätigt. Ein Psychiater, der die Frau inzwischen untersucht hat, hält sie für voll schuldfähig.

Weder den Ärzten, die die Totenscheine ausstellten, noch dem Pflegeheim macht die Staatsanwaltschaft einen Vorwurf. Bis zur Häufung der Todesfälle im Frühjahr habe es keinen Grund gegeben, Verdacht zu schöpfen. Dann habe die Heimleitung schnell reagiert, sagte Justizsprecher Apostel.

Nicole Diekmann

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