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Polizeibeamte stehen am Freitag an einem Tatort in Tiefenthal-Leutershausen bei Ansbach (Bayern). Ein Amokläufer hat dort mindestens zwei Menschen getötet. Die Polizei konnte den mutmaßlichen Täter kurz darauf festnehmen.

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Update

Amoklauf mit zwei Toten bei Ansbach: Täter wurde von Tankstellenpersonal überwältigt

In Mittelfranken erschießt ein Amokläufer eine Frau und einen Radfahrer. Aus einem Auto heraus bedroht der Schütze weitere Menschen und flüchtet. Kurz darauf wird der Mann an einer Tankstelle von zwei Mechanikern überwältigt

Viele Polizisten, rot-weiße Absperrungen, Leichenwagen – im fränkischen Leutershausen herrschte am Freitag Ausnahmezustand. Ein 47 Jahre alter Mann hat am Vormittag zwei Menschen erschossen und auf zwei weitere gezielt, aber nicht getroffen. Die Polizei und Bayerns Innenminister Joachim Herrmann sprachen von einem Amoklauf. Der Täter, dessen Name die Polizei mit Bernd G. angab, konnte von fünf Mitarbeitern einer Tankstelle in Bad Windsheim, 30 Kilometer von den Tatorten entfernt, überwältigt und der Polizei übergeben werden. Über Hintergründe der Tat gab es bis Redaktionsschluss dieser Ausgabe noch keine weiteren Informationen.

Am Vormittag um 10 Uhr feuerte der Mann im Leutershausener Ortsteil Tiefenthal aus einem silbernen Mercedes-Cabrio auf eine 82-jährige Frau und tötete sie. Das Auto hatte ein Ansbacher Kennzeichen, Leutershausen gehört zum Landkreis Ansbach. Zeugen sollen gesehen haben, wie der Mann zuvor mit der Seniorin gesprochen hat. Deshalb ist unklar, ob es sich bei der Frau um ein Zufallsopfer oder um eine Bekannte beziehungsweise Verwandte gehandelt hat. Der Täter fuhr danach fünf Kilometer weiter in den Ortsteil Rammersdorf, der nur aus vier Häusern besteht. Dort tötete er einen 72 Jahre alten Radfahrer ebenfalls aus Leutershausen. Der Mann bedrohte zudem eine weitere Person und schoss auf einen Landwirt auf seinem Traktor.

An dieser Tankstelle in Bad Windsheim konnte der mutmaßliche Täter am Freitag gefasst werden. Der Mann soll zwei Menschen erschossen haben und war mit einem silbernen Cabrio auf der Flucht gewesen.
An dieser Tankstelle in Bad Windsheim konnte der mutmaßliche Täter am Freitag gefasst werden. Der Mann soll zwei Menschen erschossen haben und war mit einem silbernen Cabrio auf der Flucht gewesen.

© REUTERS

Große Teile der mittelfränkischen Polizei fahndeten mit Streifenwagen, Hubschrauber und mit Hundestaffeln nach dem Täter. Im Rundfunk wurde das Kfz-Kennzeichen des Mannes durchgegeben und davor gewarnt, sich ihm zu nähern, da er äußerst gefährlich sei. Einem Polizeisprecher zufolge kam es auch zu einem versuchten Banküberfall – außerdem wurde ein Haus beschossen.

An einer Tankstelle in Bad Windsheim, das nördlich der Tatorte liegt, hielt der Cabrio-Fahrer der „Würzburger Zeitung“ zufolge vor der Tür zur Reparaturhalle an. Ein Passant soll das Nummernschild erkannt und dem Tankstellenpersonal laut eine Warnung zugerufen haben. Der Mann bedrohte die Tankstellen-Mitarbeiter mit der Pistole. Als er die Waffe kurz auf dem Tresen abgelegt hatte, nutzte eine Mitarbeiterin die Chance genutzt und nahm die Waffe an sich. Daraufhin hätten zwei Mechaniker den Mann überwältigt. Sie schafften es, den als korpulent beschriebenen Amokschützen am Boden festzusetzen, sie sollen sich auf Arme und Beine gestellt und ihn mit Kabelbindern gefesselt haben. In einem angrenzenden Gymnasium mussten Schüler für kürzere Zeit wegen der Gefahrenlage in ihren Klassenzimmern bleiben. Die Polizei nahm den Mann dann mit einem Sondereinsatzkommando fest.

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Der Bürgermeister von Leutershausen, Siegfried Heß, sagte, man habe in dem Ort „immer beschaulich gelebt“. Taten wie diese „kannten wir nur aus dem Fernsehen“. Er hatte sich nach den Tötungen sofort an die Tatorte begeben, habe „völlig verstörte“ Hinterbliebene angetroffen und sein Beileid ausgesprochen. Die 82-Jährige hätte im Oktober mit ihrem Mann den 50. Hochzeitstag gehabt. Heß kannte sie persönlich. Minister Herrmann erinnerte an einen Amoklauf 2009 in einem Gymnasium in Ansbach. Auch er sprach den Angehörigen sein tiefes Mitgefühl aus. Den Tankstellenmitarbeitern dankte er ausdrücklich für ihr „beherztes Eingreifen“. So konnte noch Schlimmeres verhindert werden. Die Tat habe die Menschen und den Ort an diesem sonnigen Tag „im wahrsten Sinne aus heiterem Himmel getroffen“.

Nach Auskunft der Staatsanwaltschaft hat der Täter bei der Fahrt zur Polizei „psychische Auffälligkeiten gezeigt“. Deshalb wurde er von einem Psychiater untersucht. Polizeilich ist er bisher nicht auffällig gewesen. Bislang sind der Staatsanwalt zufolge keinerlei Beziehungen zwischen dem Täter und den Opfern bekannt. Der 47-jährige Schütze lebt in Ansbach. Seine Wohnung wurde durchsucht. Die Staatsanwaltschaft teilte mit, der Verdächtige habe keinen Waffenschein gehabt, sondern nur eine Waffenbesitzkarte. Diese berechtige zur Nutzung der Waffe im Sportheim, verbiete aber das ständige Tragen der Waffe. Der 47-Jährige habe die Waffen also besitzen und gesichert aufbewahren dürfen. Nicht bekannt war, ob er in psychiatrischer Behandlung war.

Bestatter schieben am Freitag in Leutershausen bei Ansbach (Bayern) einen Sarg in einen Leichenwagen. Ein Amokläufer hat dort mindestens zwei Menschen getötet. Die Polizei konnte den mutmaßlichen Täter kurz darauf festnehmen.
Bestatter schieben am Freitag in Leutershausen bei Ansbach (Bayern) einen Sarg in einen Leichenwagen. Ein Amokläufer hat dort mindestens zwei Menschen getötet. Die Polizei konnte den mutmaßlichen Täter kurz darauf festnehmen.

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