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Amoklauf-Prävention: Psychologen an die Schulen

Ein Jahr nach dem Amoklauf von Winnenden legt der Sonderausschuss des Stuttgarter Landtags 100 Empfehlungen vor.

Am Donnerstag ist es genau ein Jahr her. Am Vormittag des 11. März 2009 drang der 17jährige Tim K. in der baden-württembergischen Kleinstadt Winnenden in seine ehemalige Schule ein. Dort, in der Albertville-Realschule, schoss er in drei Klassenräumen gezielt auf Schülerinnen, Lehrerinnen und Schüler. Acht Schülerinnen, drei Lehrerinnen und ein Schüler starben im Kugelhagel. Nach einer spektakulären Flucht, bei der der Amokläufer weitere drei Menschen erschoss, richtete Tim K. die Waffe dann gegen sich selbst.

Ein Jahr nach der Bluttat legt ein Sonderausschuss des Stuttgarter Landtags einen Abschlussbericht mit 100 Empfehlungen vor, mit denen Amokläufe an Baden-Württembergs Schulen künftig zumindest unwahrscheinlicher werden sollen. Der Ausschuss empfiehlt darin deutlich mehr Stellen für Beratungslehrer und Schulpsychologen. Kernpunkte der Amoklaufprävention sollen demnach die Schaffung von rund 250 weiteren Stellen für Gewaltpräventionsberater und Beratungslehrer sowie zusätzliche 100 Stellen für Schulpsychologen sein. Zudem wird vorgeschlagen, in Baden-Württemberg einen Studiengang „Schulpsychologie“ einzuführen. Ein neues „Kompetenzzentrum des Landes“ könnte die schulpsychologische Betreuung koordinieren. Weiterhin soll das Land schnell ein verbindliches Gewaltpräventionsprogramm anbieten.

Bei der Vorstellung des Berichts am Dienstag in Stuttgart kündigte der Vorsitzende des Ausschusses, Christoph Palm (CDU), die Entwicklung zweier einheitlicher Warnsignale für Schulen an. Eines solle signalisieren „alle raus“, das andere „alle im Klassenzimmer bleiben und verriegeln“, erläuterte er. Auch müssten sämtliche Türen mit von innen verriegelbaren Schließmechanismen ausgerüstet werden. Unterstützen will man die Entwicklung eines elektronischen Alarmsystems. Handys oder E-Mail-Verkehr seien dafür nicht ausreichend geeignet. Der Sonderausschuss einigte sich auch auf Empfehlungen etwa mit Blick auf den Zugang zu Waffen und Gewaltdarstellungen in den Medien. So schlägt er vor, die Strafverfolgung im Bereich der Internetkriminalität zu stärken. Viele Amoktäter kündigen ihre Taten im Internet an.

Der 880 Seiten starke Abschlussbericht des fraktionsübergreifend besetzten Gremiums listet insgesamt acht umfassende Handlungsfelder sowie 39 einzelne Handlungsempfehlungen auf. Schon zum kommenden Schuljahr sollen etwa 30 neue Schulpsychologen eingestellt werden. Der baden-württembergische Landtag wird am Jahrestag des Amoklaufs am Donnerstag über die Vorschläge beraten, deren Finanzierungsvolumen sich nach Angaben des Sonderausschusses auf etwa 30 Millionen Euro im Jahr belaufen soll.

Winnenden gedenkt am Donnerstag mit einer Trauerfeier der Opfer. Zu der Feier werden Bundespräsident Horst Köhler und der baden-württembergische Ministerpräsident Stefan Mappus (CDU) erwartet.Tsp/AFP/ddp

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