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Iwan Safronow, Berater der Raumfahrtbehörde Roskosmos

© Peter Kassin/Kommersant Publishing House/AP/dpa

Angeblicher Nato-Spion: Russlands Inlandsgeheimdienst nimmt Ex-Journalisten Safronow fest

Iwan Safronow wird Staatsverrat vorgeworfen. Journalistinnen und Journalisten protestieren gegen die Festnahme – und werden auch verhaftet.

Der russische Inlandsgeheimdienst FSB hat einen prominenten Berater der Raumfahrtbehörde Roskosmos wegen Hochverrats festgenommen. Der 30-jährige Iwan Safronow habe angeblich für die Nato Informationen gesammelt und diese auch übergeben, teilte der FSB in Moskau der Agentur Interfax zufolge am Dienstag mit.

Bei Protesten gegen seine Festnahme in Moskau wurden im Laufe des Dienstags mindestens acht Journalisten festgenommen, wie die unabhängige Medienplattform „Meduza“ berichtet.

Bei den Informationen, die Safronow gesammelt haben soll, handle es sich um Staatsgeheimnisse zur militär-technischen Kooperation, Verteidigung und nationalen Sicherheit Russlands, teilte der FSB mit. 

Der Geheimdienst veröffentlichte auch ein Video von der Festnahme. Medienberichten zufolge sollen die Beamten Safronows Wohnung durchsucht - und Dokumente aus seinem Büro bei Roskosmos beschlagnahmt haben.

Nach einer Mitteilung von Roskosmos steht die Festnahme nicht im Zusammenhang mit Safronows Arbeit bei der Behörde, wo er den Chef Dmitri Rogosin berät und für Kommunikationsaufgaben zuständig ist. Er war im Mai zu Roskosmos gewechselt, wo er laut Rogosin keinen Zugriff auf sensible Dokumente gehabt hatte.

Journalisten protestieren gegen Festnahme – und werden verhaftet

Safronow ist ein bekannter Journalist in Russland. Er hatte bei der Zeitung „Vedomosti“ gearbeitet, die bis zum Wechsel der Chefredaktion im Juni als eine der letzten unabhängigen Zeitungen im Land galt. Zuvor schrieb er auch für die Zeitung „Kommersant“ und hatte dort unter anderem über militärische Angelegenheiten berichtet.

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Einige seiner ehemaligen Kollegen bei „Kommersant“ protestierten einzeln in der Nähe des FSB-Hauptquartiers. Mindestens acht von ihnen wurden unter Berufung auf die coronabedingten Kontaktbeschränkungen festgenommen. Eine der festgenommenen Journalistinnen ist die „Kommersant“-Korrespondentin Elena Chernenko.

Angeblich kein Zusammenhang zu journalistischer Tätigkeit

Kremlsprecher Dmitri Peskow sagte der Agentur Interfax zufolge, dass die Festnahme nicht im Zusammenhang mit Safronows früherer journalistischen Arbeit stehe. Details seien dem Kreml aber nicht bekannt. Auch Präsident Wladimir Putin sei nicht informiert worden, sagte Peskow. Er gehe davon aus, dass die Spionageabwehr Russlands Qualitätsarbeit abliefere.

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Safronow soll einem Bericht des unabhängigen Online-Portals „Meduza“ zufolge im März 2019 einen Artikel im „Kommersant“ über russische Waffenexporte geschrieben haben, der Geheimnisse beinhaltet haben könnte. In einem Artikel sei es um Lieferungen von „Suchoi Su-35“-Kampfjets an Ägypten gegangen. 

Safronows Artikel über russische Waffenexporte wurde gelöscht

Der Beitrag wurde von der Internetseite gelöscht, nachdem die Zeitung erfuhr, dass sie für die Offenlegung gesetzlich geschützter Staatsgeheimnisse verwaltungsrechtlich haftbar gemacht werden sollte.

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Zu einem Gerichtsprozess kam es aber nicht. Der Chefredakteur von „Kommersant“, Vladimir Thelonkin, sagte gegenüber der unabhängigen Medienplattform Open Media, die Zeitung habe keine neuen Beschwerden wegen Safronows Artikel erhalten.

Safronow wurde 2019 wegen eines Artikels über die Politikerin Valentina Matviyenko, der über ihre potentielle Resignation berichtete, bei „Kommersant“ entlassen. Aus Solidarität kündigte die komplette Politikredaktion des Mediums.

Safronows Vater war ebenfalls „Kommersant“-Korrespondent, der über militärische Belange schrieb. Er kam 2007 unter mysteriösen Umständen bei einem Fenstersturz ums Leben. (dpa)

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