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Panorama: „Animal Superstar“

Von Alaska bis Australien berichten alle über Knut. Und der Berliner Zoo erlebt einen Ansturm

Für die „New York Times“ ist er der „Little Guy“ – der „kleine Kerl“, der die Massen in Verzücken versetzt. „Knut wows the crowds“ – „Knut begeistert die Menge“. Die Londoner „Times“ zeigt das Berliner Eisbärchen, wie es mit dem Tierpfleger schmust, die „Daily Mail“ feiert den witzigen „Cute Knut“ – den „süßen Knut“ –, der „Irish Independent“ berichtet, wie er die Herzen schmelzen lässt. Von Bärchen „Osito Knut“ schwärmt „El Mundo“ in Madrid. „A bear star is born“, schreibt die „Sunday Times“ im australischen Perth. Große Sender wie CNN berichten live – Knut ist zum weltweiten Sympathieträger worden.

Was weckt das Interesse rund um den Globus? Bären-Kurator Heiner Klös aus dem Berliner Zoo, der am Sonntag wieder Zehntausende zu Knut pilgern sah, umgeben von Kamerateams aus aller Herren Länder, erklärt es mit dem „Kindchenschema“, das die Herzen öffnet. Der runde Kopf, die großen Augen – der Baby-Effekt, der die Betrachter eines Säuglings zum Strahlen bringt. „Die Menschen lechzen nach Positivem.“

Das ist „Knuts Welt“, schreibt die Wiener „Kronen Zeitung“. Kein Tag vergehe ohne Massaker, Bomben und Gewalt. Aber es gebe auch eine andere Nachricht. Die aus Knuts Welt, „oder was die Medien daraus machen“. Die Zeitung freut sich, erinnert allerdings an „Abu“, einen allseits geliebten kleinen Elefanten in Schönbrunn. Als der größer wurde, erdrückte er seinen Wärter.

Die „Weltwoche“ aus Zürich hatte sich wie andere Zeitungen mit der Diskussion befasst, Knut könne eventuell eingeschläfert werden, da er sonst verhaltensgestört aufwachsen würde. „El Mundo“ warnte schon vor dem „Schlachten“. In Japan, Usbekistan oder Brasilien wird nun erleichtert registriert, dass Knut leben darf und mit Umweltminister Sigmar Gabriel einen prominenten Paten erhalten hat. „Berlin is not Bavaria“, zitiert die „Irish News“ Petra Pau (PDS); bayerische Jäger hatten im vergangenen Sommer den Braunbären Bruno erschossen.

Die „Anchorage Daily News“ aus Alaska zeigt Knut und berichtet, dass ganz Deutschland Anteil nimmt. Er ist, verstoßen von der Mutter, der „Animal Superstar“, ein Symbol des Berliner Zoos geworden, findet die „Daily Mail“. Und die „Neue Zürcher Zeitung“ sieht das Eisbärenbaby sogar zu höheren Aufgabe berufen: Es sei ein „Klima-Maskottchen“ geworden. Angesichts schmelzender Eisberge könnte zur Sicherung der Art bald jedes einzelne Bärenleben zählen. So leiste „der Berliner Zoo zur Zeit einen wichtigen Beitrag“.

Seit Knut im Freigehege zu sehen ist, hat sich die Zahl der Besucher im Berliner Zoo um 80 Prozent gesteigert. Am Wochenende stürmten 30 000 Besucher den Zoo. Der hat sich inzwischen nach eigenen Angaben die Rechte am Namen „Knut“ gesichert. Einnahmen aus der Vermarktung sollen Naturschutzprojekten zugutekommen. Und der Betreuung von Knut. Die ganze Welt schaut zu.

Christian van Lessen

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