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Panorama: Au revoir, Yves

Es war die wohl größte Modeschau, die Paris je erlebt hat. Eine ausgewählte Schar von 2000 Gästen durfte gestern abend das letzte Haute-Couture-Defilee von Yves Saint Laurent im Centre Pompidou verfolgen.

Es war die wohl größte Modeschau, die Paris je erlebt hat. Eine ausgewählte Schar von 2000 Gästen durfte gestern abend das letzte Haute-Couture-Defilee von Yves Saint Laurent im Centre Pompidou verfolgen. Der 65-jährige Modemacher, der vor zwei Wochen seinen Rückzug bekannt gegeben hatte, hatte sein letztes Defilee als glanzvollen Rückblick auf 40 Jahre seines Schaffens gestaltet. Auf die 2000 Eintrittskarten hatte es einen beispiellosen Ansturm gegeben. Vor dem Centre Pompidou wurden Großleinwände aufgestellt, um die Modenschau zu übertragen. Das Fernsehen war dabei, ganz Paris stand im Zeichen des Abschieds von dem Modeschöpfer. Der Smoking für Frauen, der Safari-Look, die See-through-Blusen, das Schwarz, das "YSL" salonfähig machte, oder das Trapezkleid, das den engen Frauenkleidern der Nachkriegszeit ein Ende setzte - das Defilee in den Sälen für Moderne Kunst ließ die großen Kreationen des Couturiers Revue passieren. Auch die Kollektionen, die Saint Laurent Künstlern wie Mondrian, Picasso oder Warhol widmete, feierten ihre Auferstehung.

Der 65-Jährige lud zahlreiche alte Freunde und Weggefährten ins Centre Pompidou ein. Um die restlichen Karten gab es ein Riesengerangel, angeblich wurden sie zum Teil auf dem Schwarzmarkt gehandelt. Tausende Schaulustige kamen auf den Platz vor dem Centre Pompidou, wo das Defilee auf Großleinwänden übertragen wurde. Er wolle einen "Schlusspunkt unter dieses wunderbare Abenteuer setzen", erklärte Saint Laurent bei seinem Abschied. Aber der seit seiner Kindheit unter Depressionen leidende Modemacher sagte auch, er habe seine ständig wachsenden Lebensängste "körperlich nicht mehr ausgehalten" und deshalb mit seiner Arbeit aufgehört.

Der große Wirbel, den Saint Laurents Abschied auslöste, veranlasste mehrere Kollegen zu kritischen Kommentaren. "Seit zwei Wochen hat man den Eindruck, einer nationalen Trauerfeier beizuwohnen", sagte Christian Lacroix. "Er wird uns ja erhalten bleiben. Ich denke, das ist ein bisschen zu viel der Ehre." Auch Karl Lagerfeld, dessen Defilee gestern wegen Saint Laurent wenig Aufmerksamkeit fand, hatte sich empört: "Wir sind doch nicht bei einer Beerdigung. Was für eine Dramatisierung, dieser Rückzug! Er macht zuviel Aufhebens."

Sabine Heimgärtner

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