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Panorama: Auch Ozon kann die Autofahrer nicht bremsen

FRANKFURT (MAIN) (AP)."Ein Tag wie jeder andere in der Ferienzeit.

FRANKFURT (MAIN) (AP)."Ein Tag wie jeder andere in der Ferienzeit." Wie der Frankfurter Polizeisprecher Linker zogen am Mittwoch die Behörden in Hessen, Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg und dem Saarland eine ernüchternde Bilanz des ersten eingeschränkten Fahrverbots nach dem bundesweiten Ozongesetz.Offenbar ließ kaum ein Fahrer seinen nicht schadstoffarmen Wagen stehen.Vielen Fahrern sei der Ozonalarm egal.Bei den Kontrollen trafen die Beamten aber auch auf Unsicherheit und Unverständnis der Autofahrer.Bei vielen Wagen fehlte die orangene Plakette, die für den geregelten Katalysator und freie Fahrt bürgt.Doch noch kostete dies keine 40 Mark Bußgeld: Informieren statt Abkassieren hieß die Devise der Ordnungshüter.

Im Rhein-Main-Raum herrschte fast normaler Verkehr.Zwar waren die Autobahnen etwas leerer als sonst, aber das war wohl eher auf die Urlaubszeit denn auf den Ozonalarm zurückzuführen.Die Polizei in Hessen und Rheinland-Pfalz machte keine Jagd auf mögliche Ozonsünder.Die Ausnahmen machen eine Kontrolle auch fast unmöglich.Behördenvertreter sprachen hinter vorgehaltener Hand von einem "lächerlichen Gesetz".Wie soll ein Beamter prüfen, ob er einen Berufspendler vor sich hat?

Der Ozonalarm und das eingeschränkte Fahrverbot haben viele Fahrer kalt erwischt.Zwar besitzen die meisten einen Wagen mit geregeltem Katalysator oder ein schadstoffarmes Auto, doch klebt an der Scheibe oft noch nicht die vorgeschriebene Plakette."Ich bin erstmal auf die Suche nach dem Ding gegangen", sagt eine Stuttgarterin."Es war ganz unten in der Schublade."

Viele haben offenbar nicht damit gerechnet, daß es jemals wirklich zu einem Alarm mit einem Fahrverbot kommen könnte.So mußten sich viele erst einmal die begehrten Aufkleber besorgen - und schon am frühen Morgen vor den überforderten Zulassungsstellen Schlange stehen.

Das bundesweite Ozongesetz von 1995 hat zahlreiche Ausnahmen.Neben schadstoffarmen und G-Kat-Autos sind auch viele Pendler vom Fahrverbot befreit.Auch Urlauber auf der Fahrt zum Reiseziel sind unter dieser Voraussetzung ausgenommen.

Ein "polizeiähnlich" gekleideter Betrüger bemängelte in Heilbronn die fehlende Plakette am Wagen einer 20 Jahre alten Frau.Der vermeintliche Polizist verlangte 40 Mark Bußgeld, die die Frau bezahlte.Das vergebliche Warten auf die begehrte G-Kat-Plakette hat einen Mann in Mannheim zum Diebstahl verleitet.Er hatte wegen des Ozonalarms eine Stunde lang für die Plakette angestanden.Als er endlich vorne am Schalter stand, mußte er erfahren, daß er keine Plakette bekommt, weil sein Katalysator nicht der Norm entspricht."Er sah nur noch die zwei Plaketten auf dem Bürotisch, griff zu und rannte aus dem Gebäude", heißt es im Polizeibericht.Zwei zufällig anwesende Kripobeamte nahmen den Mann fest.

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