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Ingrid Lederhaas-Okun (Mitte) verlässt den Manhattan Federal Court mit ihrem Anwalt.

© Reuters

Ausgeliehen und nicht zurückgegeben: Top-Managerin stiehlt Schmuck bei Tiffany's

Eine frühere leitende Angestellte des New Yorker Edeljuweliers „Tiffany“ soll Schmuck im Wert von mehr als 1,3 Millionen Dollar gestohlen und weiterverkauft haben. Die 46 Jahre alte Frau wurde jetzt festgenommen. Zuständig: Der berüchtigte Generalstaatsanwalt von Manhattan, der sich sonst eher um die kriminellen Machenschaften von Großbanken an der Wall Street und um Geldwäsche von international operierenden Bänden kümmert

Der sehnsüchtige Blick, mit dem Holly Golightly auf die Auslage bei Tiffany’s schaut, gehört zur Filmgeschichte. Die Augen hinter der großen Sonnenbrille verborgen, Kaffee und Bagel in der Hand... dank Audrey Hepburn ist die Capote-Verfilmung „Breakfast at Tiffany’s“ mindestens so bekannt wie der Laden selbst, der noch heute die Sehnsüchte von Hunderttausenden weckt, die auf Manhattans eleganter Fifth Avenue flanieren und vor den Panzerglas-Schaufenstern stehen bleiben.

Sehnsüchte nach dem teuren Schmuck hatte auch Ingrid Lederhaas-Okun. Die 46-Jährige arbeitete als Top-Managerin im Bereich der Produktentwicklung beim berühmten Juwelier und war tagtäglich von Hochkarätigem umgeben – irgendwann konnte sie der Versuchung nicht widerstehen. Lederhaas-Okun durfte als leitende Managerin unbegrenzt Schmuck ausleihen, unter anderem für Gespräche mit Zulieferern, mit denen sie über Herstellung und Preise verhandelte. In nur sechs Monaten, zwischen September 2012 und Februar 2013, lieh sie sich mindestens 165 Mal Schmuck aus – schwere Ohrringe, Anhänger, Armbänder, oft mit Diamanten und anderen Edelsteinen besetzt und in 18 Karat Gold gefasst. Sie brachte die Stücke nicht zurück. Vielmehr fand die Frau einen Weg, die Schmuckstücke aus der Bilanz zu löschen. Eigentlich ist das nur möglich, wenn Ware beschädigt ist und unter Aufsicht vernichtet wird. Doch Lederhaas-Okun wusste, dass ihre Chefs nicht allzu genau hinsehen würden, solange sie nur Stücke unter 10000 Dollar borgte. Nur Stücke mit einem Wert von mehr als 25000 Dollar werden überprüft und jeden Tag einer Inventur unterzogen.

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Doch die wirklich teuren Klunker brauchte sie nicht – die Masse macht’s schließlich. Lederhaas-Okun verkaufte den Schmuck an einen Händler in Midtown Manhattan, nur ein paar Blocks von ihrem Arbeitgeber entfernt. Die Stücke gehörten ihr und seien „rechtlich unbelastet“, unterschrieb sie auf einem obligatorischen Formular, mit dem sich die Geschäfte im „Diamond District“ gegen Hehler und Betrüger absichern. Mindestens 75 Schecks bekam sie von ihrem Abnehmer, die Summen lagen zwischen 7525 und 47400 Dollar. Insgesamt kam die raffinierte Managerin auf eine Beute im Wert von 1,3 Millionen Dollar.

Der Diebstahl fiel erst auf als Lederhaas-Okun schon gar nicht mehr bei Tiffany’s arbeitete. Im Februar dieses Jahres fiel ihre Stelle einem unternehmensweiten Sparkurs zum Opfer – einen Tag nach ihrem Abschied wurden Kollegen misstrauisch und führten eine Inventur durch. Eine Reihe von Schmuckstücken war nicht auffindbar. Telefonisch versicherte die frisch entlassene Frau zunächst, der Schmuck liege in einem weißen Umschlag in ihrem Schreibtisch – doch da war nichts. "Frau Lederhaas-Okun wurde von einer Vizepräsidentin bei einem Edeljuwelier zum einfachen Schmuckdieb“, sagt Preet Bharara, der berüchtigte Generalstaatsanwalt von Manhattan, der sich sonst eher um die kriminellen Machenschaften von Großbanken an der Wall Street und um Geldwäsche von international operierenden Bänden kümmert. Er hat die Frau, die in ihrem Haus im Bundesstaat Connecticut festgenommen wurde, inzwischen wegen mehrfachen Diebstahls und verwandter Delikte angeklagt und will bis zu zwanzig Jahren Haft fordern.

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