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Im Blick. Die Polizeikamera erfasst die Kennzeichen vorbeifahrender Autos – und gleicht sie mit Diebstahl-Datenbanken ab.

© dpa

Autodiebstähle in Berlin: "Hauptstadt der Autoknacker"

In Berlin werden Luxusautos deutlich häufiger geklaut als andernorts in Deutschland. Ganze 18-mal höher ist die Diebstahlrate in der Hauptstadt, dem Drehkreuz nach Osteuropa. Besonders beliebt sind dabei moderne Geländewagen.

Wer im Süden Deutschlands wohnt und ein pompöses Auto fährt, braucht sich wenig Sorgen zu machen – jedenfalls was die Gefahr betrifft, dass sein Wagen gestohlen wird. In Berlin ist die Wahrscheinlichkeit 18-mal so hoch wie beispielsweise in Bayern, Baden-Württemberg oder im Saarland. Das zeigt die Statistik für 2011 des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV). Der Verband veröffentlicht jährlich die zurückliegenden Zahlen der gestohlenen, kaskoversicherten deutschen Personenkraftwagen. Insgesamt sind im Jahr 2011 bundesweit knapp 20 000 Autos geklaut worden. Werden noch Motorräder und andere Fahrzeuge hinzugezählt, kommt der Verband auf 36 000. „Das ist wenig im Vergleich zu vor 15 Jahren, als es rund 120 000 waren“, sagt GDV-Sprecherin Katrin Rüter de Escobar. Der Grund: Die Technik hat sich weiterentwickelt. Die Fahrzeuge sind in der Regel viel besser gesichert.

Den Spitzenplatz im Ranking nimmt Berlin ein. Von 10 000 in der Stadt zugelassenen Autos werden jährlich 36 gestohlen. Es folgen Hamburg mit 21 und Brandenburg mit 17. „Das ist viel“, sagt die GDV-Sprecherin, wenn man im Vergleich sieht, dass die Klaurate in Süddeutschland bei zwei Autos auf 10 000 liegt.

Das Risiko, Opfer eines Autodiebstahls zu werden, sei in der Stadt nun einmal weitaus höher als in ländlichen Gegenden. „In der Stadt stehen nun einmal viel mehr geparkte Autos auf der Straße, während auf dem Land die meisten Fahrzeuge sicherer in den Garagen stehen“, erklärt die Verbandssprecherin den Zusammenhang. Zudem gelte für die Hauptstadt wie für Hamburg ein weiterer Aspekt. „In Berlin können die Diebe die Autos schnell nach Osteuropa bringen, in Hamburg sind sie schnell auf einem Containerschiff“, beschreibt Katrin Rüter de Escobar.

Auch Ermittler der Landeskriminalämter und des Bundeskriminalamtes (BKA) bezeichnen Berlin immer wieder als „Hauptstadt der Autoknacker“, da Berlin das Drehkreuz nach Osteuropa bildet, wohin die meisten gestohlenen Fahrzeuge immer noch verschwinden.

Nach einer Statistik des BKA vom Herbst vorigen Jahres wurden bundesweit insgesamt sogar rund 41 000 Fahrzeugdiebstähle gezählt. Die Differenz zu den Zahlen des Versicherungsverbandes ergibt sich, weil die Polizei alle Diebstähle zählt, auch die der nicht versicherten und der ausländischen Fahrzeuge, die in Deutschland entwendet wurden. Die Tendenz ist jedoch gleich: In vielen Großstädten Deutschlands wurden 2011 deutlich weniger Autos gestohlen als im Jahr zuvor. Besonders begehrt bei den Autoknackern sind Geländewagen – oder auch SUV – der Marken BMW X5 und X6, Toyota Land Cruiser und der Lexus RX 400h.

Diese Luxusautos haben zwar einen sehr hohen Sicherheitsstandard, doch umgekehrt seien die Diebe auch „hoch professionell“, sagen Kriminalermittler. Die Kfz-Verschiebung laufe organisiert: Dazu gehöre das Know-how, elektronische Sicherungseinrichtungen zu überwinden, die gestohlenen Autos teilweise zu zerlegen und weiterzutransportieren. Auch müssten Fahrzeugpapiere gefälscht werden und vieles mehr. Es herrsche ein regelrechter „Wettkampf zwischen den Dieben und der Industrie der Sicherungssysteme“, sagt die GDV-Sprecherin. Doch auch die Diebe, die nicht so technisch versiert sind, nutzen eine andere Methode: „Homejacking“ – so nennt man Autodiebstähle, bei dem die Täter erst ins Haus einsteigen, dort die Schlüssel und Fahrzeugpapiere entwenden, und dann mit dem Wagen davonfahren. Ein bekanntes „Homejacking“-Opfer ist der Ex-Werder- und Nationalspieler Torsten Frings. Diebe hatten auf diese Weise seinen rund 100 000 Euro teuren Mercedes geklaut. Genaue Zahlen über die Häufigkeit des „Homejackings“ hat jedoch auch das BKA nicht, denn in der Statistik für Autodiebstähle gibt es noch keine eigene Kategorie für dieses Phänomen.

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