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Golden Globes

© dpa

Autorenstreik: Werden auch die Oscars abgesagt?

Wegen des Autorenstreiks in Hollywood fällt die Gala für die Golden Globes aus – die Stars solidarisieren sich. Nun könnte sogar Ereignis von ganz anderem Kaliber in Gefahr geraten.

Kaum hatten sich die „Schockwellen“ („Los Angeles Times“) über die Absage der traditionellen Golden-Globe-Zeremonie geglättet, stellte sich Hollywood am Dienstag die bange Frage: Kommen auch die Oscars bei dem Streit zwischen der Autorengewerkschaft und den großen Studios unter die Räder? Noch gibt sich der Geschäftsführer der Academy of Motion Picture Arts and Science, Bruce Davis, zuversichtlich, dass der für den 24. Februar geplante größte Prominentenauftritt des Jahres stattfindet: „Wir glauben fest daran, dass wir eine Vereinbarung treffen können, die es uns erlaubt, den 80. Geburtstag der Oscars zu feiern.“ Man werde die Show auf keinen Fall zu einer schnöden Pressekonferenz reduzieren, wie es die Globe-Organisatoren getan haben, versicherte er: „Wir werden das Spektakel liefern, das die Öffentlichkeit von uns erwartet.“

Bislang sind die Verhandlungen zwischen der Autorengewerkschaft Writers Guild of America (WGA) und den Produzenten allerdings im Sande verlaufen. Ein Antrag des Oscar-Senders ABC, die Filmausschnitte bei der Präsentation wie üblich honorarfrei zu zeigen, lehnte die Gewerkschaft bereits ab. Entscheidend wird die Frage sein, wie sich die Stars verhalten, sollte der Autorenstreik, der am 5. November begann, tatsächlich bis Ende Februar anhalten.

Für die Golden-Globe-Zeremonie hatte die mächtige Schauspielergewerkschaft Screen Actors Guild ihre Mitglieder aufgefordert, die Streiklinien nicht zu durchbrechen. Und nominierte Stars wie Johnny Depp, Julia Roberts und Angelina Jolie ließen keinen Zweifel daran, dass sie der Bitte nachkommen würden. George Clooney, ebenfalls nominiert, sagte: „Ich bin in sechs verschiedenen Gewerkschaften, und ich habe nicht die Absichten, ihre Regeln zu verletzen.“

Angesichts der Gefahr, das traditionelle Golden-Globe-Dinner im Beverly Hilton Hotel mit vielen leeren Tischen und einen roten Teppich ohne Stars übertragen zu müssen, entschieden der TV-Sender NBC und die Hollywood Foreign Press Association, die die Rechte an der Show besitzt, die Absage der Feier. „Wir sind alle sehr enttäuscht“, sagte der Vorsitzende der Association, Jorge Camara, „Millionen von Zuschauern auf der ganzen Welt werden nun ohne ihre geliebten Stars auskommen müssen.“

Traditionell sind die Globes der glamouröse Auftakt zur Preisverleihungssaison in Hollywood. Im vergangenen Jahr hatten die Show mehr als 20 Millionen Menschen weltweit an ihren Fernsehern verfolgt.

NBCs Muttergesellschaft General Electric hatte wie alle anderen großen Hollywoodstudios die Verhandlungen mit der Autorengewerkschaft im Dezember abgebrochen. Seitdem traf die WGA nur wenige Einzelvereinbarungen, unter anderem mit der Produktionsgesellschaft von Nighttalker David Letterman und Tom Cruises United Artists. Die rund 20 000 gewerkschaftlich organisierten Autoren fordern von den Film- und Fernsehstudios eine in ihren Augen angemessene Beteiligung an den Erlösen, die mit ihren Shows im Internet erzielt werden. Die US-Fernsehsender sind durch die Auseinandersetzung derzeit gezwungen, Wiederholungen zu senden. Außerdem erleben die Realityshows, die ohne Drehbuch produziert werden, einen großen Aufschwung.

Die Absage des Golden-Globe-Diners betrifft nicht nur die Filmindustrie im engeren Sinne, sondern die gesamte Wirtschaft in Los Angeles. So sagten HBO und Warner Bros./In Style ihre Partys, die normalerweise nach der Verleihung stattfinden, ab. Für die Dekoration, das Essen und die Getränke werden in solchen Fällen bis zu einer Million Dollar ausgegeben. Immerhin versprach das Beverly Hilton Hotel, die bereits kassierte Saalmiete für nächstes Jahr anzurechnen – wenn wieder in voller Pracht gefeiert wird.

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