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Bad Reichenhall: "Stadt unter Schock"

Nach der Bergung der Toten aus der eingestürzten Eissporthalle von Bad Reichenhall rückt die Aufarbeitung des Unglücks in den Vordergrund. Ein trauriges Schicksal erlitten zwei Kinder, die durch das Unglück zu Waisen wurden.

Bad Reichenhall - Polizei und Staatsanwaltschaft stellten weitere Teile der Halle für die Ermittlungen und zur Vorbereitung der Gutachten sicher, sagte der Sprecher des Landratsamtes, Christian Abreß, am Freitag. Am Samstag ist ein Gottesdienst für die Angehörigen geplant, eine offizielle Trauerfeier soll es am kommenden Dienstag geben. Bei dem Unglück waren 15 Menschen ums Leben gekommen, zwölf von ihnen waren Kinder und Jugendliche. Unter den Toten sind auch zwei Mütter.

Die örtlichen Pfarreien werden am Samstagvormittag in einem ökumenischen Gottesdienst in der Bad Reichenhaller Pfarrkirche St. Zeno der Opfer gedenken. Das Gebet gelte auch den beiden bei einem Lawinenabgang an der Reiteralm getöteten Wintersportlern sowie einem dabei noch Vermissten. Der Gottesdienst soll im kleinen Kreis stattfinden: Die Angehörigen wollen mit ihrer Trauer ungestört sein - Pressefotografen und Fernsehkameras sind nicht zugelassen.

Das wohl schwerste Schicksal tragen zwei Kinder, die bereits vor dem Einsturz ihren Vater verloren hatten. Das Unglück raubte ihnen jetzt ihre Mutter und die jüngere Schwester - sie sind nun Waisen.

Zur offiziellen Trauerfeier am kommenden Dienstag werden unter anderem Ministerpräsident Edmund Stoiber (CSU) und andere Mitglieder der Staatsregierung erwartet. Auch Mitglieder der Bundesregierung seien eingeladen, hieß es. Der Gottesdienst, den der Erzbischof von München und Freising, Kardinal Friedrich Wetter, und die evangelische Regionalbischöfin Susanne Breit-Keßler halten, soll direkt im Bayerischen Fernsehen übertragen werden.

«Die Arbeiten laufen jetzt auf Hochtouren», beschrieb der Sprecher des Landratsamtes Abreß am Freitag die Lage am Ort. Akribisch werden die Teile der eingestürzten Halle nummeriert, bevor sie auf einem Gelände der Bundeswehr in Bad Reichenhall eingelagert werden.

Viele am Einsatz Beteiligte kommen erst jetzt, nach dem Abschluss der Bergungsarbeiten, zum Nachdenken. «Jetzt, wo der Einsatz vorbei ist, wird es still», sagte Abreß. «Die Stadt ist unter Schock.» Auch am Freitag legten Menschen am Rathausplatz und an einer spontan eingerichteten Gedenkstätte an der Halle Blumen nieder und entzündeten Kerzen. Immer wieder trugen sich Menschen in die Kondolenzbücher im Landratsamt und im Rathaus ein. In einem Internet- Kondolenz-Buch hatten bis zum Freitag mehr 6000 Menschen aus allen Teilen Deutschlands und aus aller Welt ihr Beileid bezeugt.

Die Angehörigen werden weiter betreut. Die Kriseninterventionsteams vor Ort stellten zwar am Donnerstagabend ihre Arbeit ein, geschulte Psychologen kümmerten sich jedoch weiter um die Betroffenen. Auch eine Hotline für Abgehörige und andere Betroffene sollte bis Sonntagabend geschaltet bleiben. «Das ist nichts, was man in wenigen Wochen verarbeiten kann», resümierte die Mitarbeiterin eines Kriseninterventionsteams am Freitag. «Es ist wie in vielen anderen Trauerfällen: Vielen ist noch gar nicht ganz bewusst geworden, was der Verlust bedeutet.»

Wenn Anfang kommender Woche die Schule nach den Weihnachtsferien wieder beginnt, werden einige Plätze in den Klassenzimmern leer bleiben. Die Schulen sollen in einer gemeinsame Veranstaltung auf die Situation vorbereitet werden. (tso/dpa)

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