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Bar Refaeli, Model aus Israel.

© imago/Future Image

Bar Refaeli: Zu heiß für Israel

Das Topmodel Bar Refaeli könnte mit ihrer Popularität das Image Israels verbessern – doch viele Mitbürger werfen ihr mangelnden Patriotismus vor und stören sich an ihrer Freizügigkeit. Jetzt wurde sogar ein Video zensiert.

Sie gilt neben Uzi und USB-Stick als einer der erfolgreichsten  Exportschlager Israels. Das Topmodel Bar Refaeli gibt ihrem Land ein freundliches und vor allem hübsches Gesicht und repräsentiert den sonst nicht unbedingt beliebten Staat in internationalen Hochglanzmagazinen und TV-Shows. Dennoch eckt sie zu Hause immer wieder an.

Jetzt ist einer ihrer Werbespots für Bademode auf dem Index gelandet, wieder einmal. Der Clip geriet offenbar so freizügig, dass er für das Fernsehen entschärft werden musste. Der Zensur fiel unter anderem eine Nahaufnahme ihres knapp bedeckten Pos zum Opfer, außerdem eine Szene, in der die 30-Jährige hinter einer offenen Wagentür ihren Badeanzug anzieht. Auch die neue Version des Spots scheint nur bedingt koscher zu sein: Dieser darf erst nach 22 Uhr ausgestrahlt werden. Bereits vor einem Monat wurde ein Werbespot Refaelis wegen „zu vieler sexueller Anzüglichkeiten“ verboten.

Refaeli entstammt einer säkularen Familie. Ihre Eltern besitzen eine Pferdefarm in Zentral-Israel. Ihre Großeltern waren jüdische Immigranten aus Italien, Polen und Litauen. Auch ihre Mutter Tzipi Levine hat bereits gemodelt und ihr die Profession gewissermaßen in die Wiege gelegt: Sie verschaffte ihrer Tochter das erste Fotoshooting, als diese gerade einmal acht Monate alt war.

2002 schaffte sie es in die südafrikanische Ausgabe der „Sports Illustrated“. Auch in Deutschland versuchte die Israelin, Fuß zu fassen. Im November 2012 wurde sie Moderatorin der Castingshow „Million Dollar Shootingstar“ auf Sat 1. Die Sendung endete allerdings in einem Quoten-Desaster. Gerade einmal 930 000 Menschen schalteten zur Pilotfolge ein. In ihrem Heimatland kennt ihre Popularität indes keine Grenzen.

Und dennoch: Israel hadert mit der blonden Schönheit, die 2012 vom amerikanischen Männermagazin „Maxim“ zur „schönsten Frau der Welt“ gewählt wurde. Dabei kann das nahöstliche Land gute PR gebrauchen.

Einer Umfrage der BBC zufolge gehört Israel zu den unbeliebtesten Ländern der Welt und liegt nur knapp vor Nordkorea, Pakistan und dem Iran. Im Nahost-Konflikt wird das Land, das etwa so groß ist wie Hessen und eine Bevölkerung von rund acht Millionen Menschen hat, als Aggressor gesehen. Organisationen wie die „BDS“-Bewegung lancieren internationale Boykott-Aktionen gegen den Judenstaat, mit wachsendem Erfolg. Da käme eine „Botschafterin“ wie Refaeli eigentlich gerade recht. Doch sie produziert regelmäßig Skandälchen, mit denen sie einen Teil der Gesellschaft gegen sich aufbringt.

Sie hat sich vor dem Wehrdienst gedrückt

Vor allem dass sie sich um den Wehrdienst gedrückt hat, nehmen ihr viele ihrer Landsleute übel. Dass er Schutzraum aller Juden weltweit sein soll, gehört zum Gründungsmythos des jüdischen Staates. Daher ist der Dienst an der Waffe für die meisten Israelis eine patriotische Pflicht. Refaeli hatte sich im Alter von 21 Jahren mit einem Trick aus der Affäre gezogen: Weil die Wehrpflicht nur für unverheiratete Frauen gilt, ging sie kurzfristig eine Ehe ein und ließ sich kurze Zeit später wieder scheiden. In einem Interview mit der Tageszeitung „Jedi’ot Acharonot“ wurde sie unter anderem mit den Worten zitiert: „Warum ist es gut, für unser Land zu sterben? Ist es nicht besser, in New York zu leben?“ Das Blatt betitelte die Story mit „Bar Refaeli gegen den Staat Israel“. Refaeli fühlte sich falsch wiedergegeben und verklagte die Zeitung.

Auch Kolleginnen meldeten sich in den Medien kritisch zu Wort. Das israelische Model Agam Rodberg sagte, Refaelis Entscheidung sei falsch gewesen, der Dienst in der Armee sei es wert. Der Personalchef der Armee rief Studenten zu einem Boykott des Models auf, und eine israelische NGO drohte der Modekette Fox ebenfalls mit Boykott, falls sie Refaeli engagieren sollten. 2013 erhielt das Außenministerium Post von einem Sprecher der Streitkräfte. Darin wurde eine staatliche Image-Kampagne kritisiert, an der Refaeli beteiligt war. Sie sei ein schlechtes Vorbild für die Jugend, hieß es darin.

Nicht nur mediale Sittenwächter und das Militär, auch jüdische Orthodoxe stoßen sich an dem bestbezahlten Model des Landes. „Heirate lieber einen netten jüdischen Jungen“, wurde sie 2010 von einem rechten Aktivisten in einem offenen Brief aufgefordert. Der Extremist protestierte gegen Refaelis mehrere Jahre dauernde Liaison mit dem US-Schauspieler Leonardo DiCaprio. 

Vor Kurzem hat das umstrittene Model zum zweiten Mal geheiratet, und diesmal dürfte die Beziehung mehr im Sinne der religiösen Eiferer sein: Im November 2015 ehelichte sie den israelischen Geschäftsmann Adi Ezra und kündigte an, mit ihm eine „große jüdische Familie“ gründen zu wollen. Dass sie in Zukunft auf allzu freizügige Posen verzichtet, ist nicht zu erwarten. Auf ihrer Facebook-Seite postet sie fleißig weiter Bikini-Fotos – inzwischen mit Babybauch.

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