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Heringshai

© dpa

Bedrohte Tiere: EU-Kommission will Haie vor Menschen schützen

Haie in Gefahr: Weil in Asien ihre Flossen als Delikatesse gelten oder sie in Europa achtlos zu Fish and Chips verarbeitet werden, sind die Meerestiere bedroht. Die EU-Kommission will sie schützen.

Um die Haie in den weltweiten Gewässern ist es schlecht bestellt. Allein in der EU sind rund ein Drittel der Haiarten wegen Überfischung bedroht. Die EU-Kommission schlägt deswegen Alarm. Die Behörde legte am Donnerstag in Brüssel einen Aktionsplan vor, der für eine nachhaltige Fischerei von bedrohten Knorpelfischen wie Haien, Rochen und Seekatzen sorgen soll. Darin sind unter anderem Fangverbote oder -begrenzungen etwa in typischen Laichgebieten vorgesehen. Zudem sollen Beobachter Haifänge direkt an Bord von Schiffen überwachen.

"Viele Haiarten sind überfischt, einige stehen sogar kurz davor, auszusterben", sagte EU-Fischereikommissar Joe Borg. "Die Menschen sind eine viel größere Bedrohung für Haie als Haie für Menschen." So hätten sich die Haifänge weltweit zwischen 1984 und 2004 von 600.000 Tonnen auf mehr als 810.000 Tonnen im Jahr erhöht. Davon seien allein 100.000 Tonnen in europäischen Gewässern wie dem Atlantik, der Nordsee und dem Mittelmeer gefangen worden.

1000 bis 10.000 Dollar für ein Kilogram Haiflossen

Grund sei vor allem eine starke Nachfrage nach Haiflossen auf dem asiatischen Markt, wo beispielsweise eine Suppe daraus als Delikatesse gilt. In China variieren die Preise für ein Kilogramm nach Angaben der internationalen Tierschutzorganisation Shark Alliance zwischen 1000 und 10.000 Dollar (773 bis 7730 Euro). Größter Importeur ist Hongkong, das ein Drittel der Flossen aus Europa, vor allem aus Spanien bezieht. Das Land liefert jährlich zwischen 2000 und 5000 Tonnen in die chinesische Metropole.

Aber auch in europäischen Ländern wie Spanien, Frankreich, England, Italien und Deutschland wird Hai gegessen. "Das bekommen die Leute aber meistens gar nicht mit", sagt Shark-Alliance-Koordinatorin Uta Bellion. "Das Fleisch der Haie wird auf dem Markt oft mit einem anderen Namen gekennzeichnet, unter anderem, weil wir Europäer es nicht gewohnt sind, Hai zu essen." In Deutschland etwa landet der Dornhai als Schillerlocke auf dem Teller. In Großbritannien wird er nach Angaben von Bellion zu Fish and Chips verarbeitet.

Etliche Arten sind bedroht

Der Haifang ist nach Angaben von Borg weltweit nur wenig reguliert. Problematisch sei, dass die Tiere neben dem gezielten Fang häufig auch als Beifang in den Netzen oder an den Fangleinen der Fischer landeten. Bei Haien sei das besonders problematisch, da sie erst mit etwa 30 Jahren geschlechtsreif seien, sich also langsam fortpflanzten, und wenige Junge bekämen.

In Europa sind deswegen nach Angaben der Weltnaturschutzunion ein Drittel von etwa 180 Hai-, Rochen- und Seekatzen stark bedroht. Die EU hat in den vergangenen Jahren bereits die Fischerei von Herings- und Dornhaien eingeschränkt. Auch das sogenannte "finning", bei dem zuerst die Haiflossen abgeschnitten und die Tiere lebendig zurück ins Meer geworfen werden, ist in der EU verboten.

Geht es nach den Plänen der EU-Kommission, soll der Fang von Haien in den nächsten Jahren noch stärker eingeschränkt werden. Dafür sollen zunächst Daten über Fisch- und Fangbestände erhoben werden. Die Vorschläge der Behörde werden nach Angaben von Borg innerhalb der nächsten sechs Monaten an das Europaparlament und die Mitgliedstaaten weitergeleitet, die den Aktionsplan beschließen sollen.

Silke Katenkamp[dpa]

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