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Panorama: Bei ihr verlieren Männer den Kopf

Uma Thurman macht jeden Film zum Ereignis – jetzt mit dem Samurai-Schwert als Quentin Tarantinos Racheengel

Wenn Uma Thurman die Bühne betritt, dann hat auch der hinterste Beobachter im Raum den Eindruck, er werde in die erste Reihe gezoomt, so ungeheuer ist die Präsenz der Schauspielerin. Die teilt sich mit, wo immer sich die Frau gerade befindet. Im wahren Leben wie im Film. „Ich danke Mama und Papa Thurman, dass sie Uma gezeugt haben, denn ohne sie hätte ich diesen Film nicht machen können", sagt Quentin Tarantino, dessen groß angekündigter Film „Kill Bill“ am Donnerstag in den deutschen Kinos anläuft. Er hatte die Dreharbeiten verschoben, als Uma Thurman mit ihrem zweiten Kind schwanger war. An eine andere Schauspielerin war nicht zu denken. Erst nachdem ihr Sohn Roan im Januar vergangenen Jahres geboren war, ging es los mit den Dreharbeiten.

Quentin Tarantino verdankt Uma Thurman viel. In „Pulp Fiction" (1994), dem Film, mit dem er zum Kultregisseur avancierte, spielte sie die Mafiabraut Mia Wallace, für deren Darstellung sie eine Oscar-Nominierung erhielt. Sie flirtet John Travolta an, tanzt den ultimativen Twist mit ihm und bekommt in einer in dieser Form noch nie zuvor gesehenen Szene nach einer Überdosis als lebenserhaltende Maßnahme eine Spritze mit Adrenalin ins Herz gerammt. Mit diesen Szenen, mit diesem Film sicherte sie sich einen Platz in der Filmgeschichte. Uma Thurman ist wahrscheinlich die einzige Schauspielerin, die allein durch ihre Anwesenheit einen Film zum Ereignis macht. Selbst in der Kinofassung von „Mit Schirm, Charme und Melone", einem der schlechtesten Filme der 90er Jahre, spielte sie eine Emma Peel, die allein den Film sehenswert machte.

Der Reiz der Unnahbarkeit

Ähnlich war es in „Batman & Robin" 1997: ein lauer Film, aber eine umwerfende Uma Thurman als Poison Ivy, die alle Männer wollen, obwohl sie den Tod für sie bedeutet.

Doch wenn alles richtig ist, wie im selben Jahr in Andrew Niccols brillant-beklemmendem Science-Fiction-Film „Gattaca", dann gibt Uma Thurman mit ihrer subtilen Erotik, von der ein Mann niemals wissen kann, ob sie für ihn bestimmt ist oder für den Konkurrenten, und ihrer unnahbaren, ätherischen Erscheinung einem Film den letzten Kick. Uma Thurman ist die richtige Darstellerin für Filme, die die reale Welt verlassen und sich in hyperreale Designerwelten begeben. In diesen Filmen hat jede Farbgebung, jeder Schnitt, jede Requisite, jeder Kamerawinkel, jede Filmgeschwindigkeit, jeder Darsteller seinen auf die maximale Wirkung des Gesamtwerkes abgestimmten Platz und Funktion. Das zeigt in aller Radikalität „Kill Bill". Quentin Tarantino bedient sich darin mehrerer Elemente der populären Kultur Japans und Hongkongs. Er zitiert die Kung-Fu-Filme der Shaw Brothers genauso wie japanische Gewalt-Comics. Uma Thurman spielt darin eine erbarmungslose Killerin in Gelb, deren bevorzugtes Tötungsinstrument ein Samurai-Schwert ist.

Der Produzent Harvey Weinstein vertrat die Ansicht, dass der Film zu brutal sei, um ihn als Zuschauer drei Stunden lang durchzuhalten und verfügte, ihn in zwei Teile aufzuteilen. Ein deutlicher Teil des deutschen Premierenpublikums bestätigte Weinsteins Befürchtung. Die grafische Gewalt, die Bezüge auf hier weitgehend unbekannte asiatische Betrachtungsweisen zu Gewalt überforderte ganz offensichtlich den Großteil der Zuschauer. Diesen Film nur wegen Uma Thurman sehen zu wollen, kann in einen Albtraum ausarten. Aber es ist ein furioser, ein eizigartiger Albtraum.

Thomas Steiger

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