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Belastete Lebensmittel: Verzehr mit Bedenken

Der Skandal um mit Dioxin belastete Lebensmittel, der inzwischen acht Bundesländer erreicht hat, verunsichert die Verbraucher. Was sollten sie beachten?

Der Blick in den eigenen Kühlschrank: Bei vielen Verbrauchern wirft er im Moment unangenehme Fragen auf. Die gefundenen Giftmengen im einzelnen Ei sind laut Bundesinstitut für Risikobewertung zwar nicht akut gefährlich – doch zu viel Dioxin im Essen kann auf Dauer krank machen.

EIER AUS KONVENTIONELLER HALTUNG

„Zurzeit hat es der Verbraucher schwer“, sagt Veronika Wrobel, Ernährungsberaterin bei der Verbraucherzentrale Brandenburg. Der Kunde kann Lebensmitteln nicht ansehen, an ihnen nicht schmecken oder riechen, ob sie mit Dioxin belastet sind. Einziger Anhaltspunkt, ob ein belastetes Ei im Kühlschrank liegt, ist bisher der Erzeugercode. Er ist auf jedes Ei gestempelt und verrät, aus welchem Betrieb es kommt.

Insgesamt drei Nummern betroffener Ställe haben Agrarministerien bisher veröffentlicht: 2-DE-0355461 aus Niedersachsen sowie 2-DE-0513912 und 3-DE-0514411 aus Nordrhein-Westfalen. Wahrscheinlich kommen noch Codes hinzu. Kontrolleure prüfen weiter, und wenn dabei Betriebe mit belasteten Eiern auffallen, sollen die Nummern veröffentlicht werden.

Was jetzt erst in die Supermärkte gelangt, sei wahrscheinlich nicht belastet, sagt der Vorsitzende des Bundesverbands der Lebensmittelkontrolleure, Martin Müller der Nachrichtenagentur AFP. Es bestünde aber ein Rest-Risiko, dass die Lebensmittelwächter noch nicht alle Höfe gefunden und geschlossen hätten, auf denen die Tiere verseuchtes Futter bekamen. Ernährungsberaterin Wrobel sagt: „Ich rate derzeit davon ab, Kinder Eier essen zu lassen. Bei Erwachsenen gilt: Ein, zwei Eier pro Woche schaden nicht. Wer sehr vorsichtig sein will, sollte aber auch darauf verzichten.“

BIOEIER

Der aktuelle Dioxinskandal dürfte keine Auswirkungen auf die Biobranche haben. Die verseuchten Mischfette, die ins Tierfutter gelangten, dürfen nach den Biovorschriften nicht verwendet werden. „Hundertprozentige Sicherheit wird es aber erst geben, wenn Produkte getestet worden sind“, sagt Wrobel. Ob es sich um ein Bioei handelt, erkennt der Verbraucher an der ersten Ziffer des Erzeugercodes, 0 steht für Biohaltung.

FLEISCH

Unter dem Verdacht, mit Dioxin verseucht zu sein, stehen Geflügel- und Schweinefleisch. Betriebe, die verunreinigtes Futtermittel erhalten hätten, seien vorsorglich geschlossen und würden geprüft, sagt Lebensmittelkontrolleur Müller. Völlige Sicherheit gibt es noch nicht, doch bisher wurden keine belasteten Proben gefunden. In jedem Fall wäre Fleisch weniger stark belastet als Eier. Wer vorbeugen will, isst nur mageres Fleisch, denn Dioxin setzt sich vor allem im Fettgewebe ab.

EIPRODUKTE

Dass von Eiprodukten eine Gefahr ausgeht, schließen Experten derzeit aus. Die Lebensmittelkontrolleure haben sich deshalb Artikel wie Nudeln oder Backwaren noch gar nicht vorgenommen. Wenn etwa aus Eiern Kuchen gebacken wird, wird mögliches Dioxin immer stärker verdünnt. Müller gibt deshalb Entwarnung: „Man sagt, wir können es vernachlässigen.“ Falls jedoch Eier auftauchen, deren Dioxin-Gehalt noch höher ausfällt als bisher, würden auch die Eiprodukte geprüft.

FLEISCHPRODUKTE

Auch für Fleischprodukte wie Konserven oder Fertiggerichte gilt: Darum kümmern sich die Tester derzeit nicht. Ob Fleisch in einem Fertiggericht aus einem der geschlossenen Höfe verarbeitet ist, kann der Verbraucher nicht nachvollziehen. Dass bei vielen Produkten nicht zu erkennen ist, wo sie herkommen, hält Verbraucherschützerin Wrobel für ein großes Problem: „Wir fordern seit langem eine umfassende, einheitliche Herkunftskennzeichnung.“ Auf europäischer Ebene wird über eine Reform debattiert – eine Entscheidung steht aber aus.

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