Ein idyllischer Samstagabend im Körnerkiez in Neukölln kurz nach sieben. Die Eckkneipe „Laika“ ist Treffpunkt der „U30-Lesung“. Zu Gast sind sechs junge Autoren, die allesamt bereits Veröffentlichungen vorzuweisen haben oder durch Stipendiatenprogramme gefördert werden. Auf den bequemen Wohnzimmersesseln im großen Saal der Kneipe lassen sich langsam Literaturliebhaber nieder. Durch die bunten Fenster bricht die Abendsonne herein. Neuköllner Gemütlichkeit. Den Auftakt geben die Initiatorinnen der Veranstaltung, Jennifer Bode und Elisabeth Botros. Zur ersten „U30-Lesung“ im Februar haben sie noch selbst vorgetragen. Nun überlassen sie die Bühne anderen Nachwuchsliteraten, von denen wir in Zukunft bestimmt noch hören werden. Wir stellen sie schon mal vor.
Viktor Gallandi, 24
In Viktor Gallandis Kurzgeschichte findet eine junge Frau ein herrenloses, pulsierendes Herz auf der Straße. Sie nimmt sich seiner an, füttert es, woraufhin es immer weiter wächst und bald pochend und triefend einen ganzen Raum einnimmt. „Die Herzmetapher ist so unglaublich abgedroschen. Mich hat es interessiert, wie die anatomische Präsenz des Herzens wirkt, wenn man es auf die Metapher prallen lässt“, erklärt der Autor. Das Publikum im „Laika“ scheint Viktors surrealen Pfaden gern zu folgen. Studiert hat der gebürtige Berliner Kreatives Schreiben und Kulturjournalismus in Hildesheim. Zwischendurch wurde er mit einem Arbeitsstipendium des Landes Niedersachsens gefördert.

Mittlerweile lebt er wieder in Berlin. Momentan schreibt er an seinem ersten Roman. Sein Zugang zur Literatur? „Nur sie schafft es, einen hören zu lassen, was einer denkt, während man im Film nur sieht, was einer macht.“
Juliane Link, 27
Kathrin und Holger, die Protagonisten in Juliane Links Geschichte, sind für einen Abend als Babysitter engagiert. Passieren tut während ihres Einsatzes vor allem eines: gar nichts. Dafür können die Zuhörer ihren ausschweifenden Gedankengängen und illustren Monologen folgen. Dieser Ansatz hat System. „Ich suche nicht das Ungewöhnliche und Spannende“, sagt Juliane.

Vielmehr wolle sie das Gewöhnliche und Normale hinterfragen. Geboren wurde die Autorin in Würzburg, studiert hat sie in Marseille und Hildesheim. Mittlerweile lebt sie in Wilmersdorf und absolviert ein weiteres Studium: Kunstwissenschaften. Nebenbei schreibt sie natürlich. Mit einem ihrer Texte gehörte sie im vergangenen Jahr zu den Finalisten des 20. Open-Mike-Contests der Literaturwerkstatt Berlin. Schreiben, sagt Juliane, sei für sie eine absolute Passion, die alles andere aufsauge. Selbst wenn sie auf einer Party sei, fügten sich in ihrem Kopf Ideen zu Texten zusammen.
- Junge Nachwuchsautoren stellen in Berlin-Neukölln ihre Texte vor
- Persönliche Geschichte, Vater-Tochter-Drama und Literarische Duo
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