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BERUHIGUNGSMITTEL FÜR KINDER: Vorsicht bei der Reiseapotheke

Nicht selten wollen Eltern ihre Kinder auf langen Reisen mit Medikamenten beruhigen. In Elternforen im Internet findet man schnell Anfragen wie diese: „Wir fliegen mit unserer zweijährigen, sehr aktiven Tochter im Juli nach China – 14 Stunden Flug“, heißt es hier.

Nicht selten wollen Eltern ihre Kinder auf langen Reisen mit Medikamenten beruhigen. In Elternforen im Internet findet man schnell Anfragen wie diese: „Wir fliegen mit unserer zweijährigen, sehr aktiven Tochter im Juli nach China – 14 Stunden Flug“, heißt es hier. Dafür brauche die Mutter dringend ein Beruhigungsmittel, das auch wirkt. „Homöopatische Mittel, Baldrian oder Fieberzäpfchen bringen überhaupt nichts“, schreibt sie.

Experten warnen: Grundsätzlich ist es verboten und gefährlich, Kindern auf eigene Faust rezeptpflichtige Medikamente zu verabreichen. „Arzneimittel wirken anders auf den kindlichen Organismus als auf Erwachsene, selbst wenn sie niedriger dosiert werden“, sagt Ralf Stahlmann vom Institut für Klinische Pharmakologie und Toxikologie der Charité dem Tagesspiegel. Auch rezeptfreie Medikamente sollten nur unter strenger Beachtung der Dosierungshinweise für Kinder im Beipackzettel gegeben werden. Wenn Kinder unter Schlafstörungen leiden, steckt aber meist mehr dahinter – und das Problem lässt sich nicht einfach durch Beruhigungsmittel betäuben.

Dass ein Kind an einer Überdosis moderner Schlafmittel sterben könnte, hält der Toxikologe aber für unwahrscheinlich. Anders als Barbiturate seien Mittel aus der Gruppe der Benzodiazepine wie etwa Valium „auch bei Überdosierung zunächst nicht lebensgefährlich“, sagte er. Allerdings könnten durch den sedierenden Effekt andere Gefahren auftreten – etwa dass ein Kind leichter stürzt. Handelsübliche Reisemedikamente gegen Übelkeit oder Erkältungstropfen für die Nacht seien eher unbedenklich. „Sie beruhen auf Antihistaminika und wurden gegen Allergien entwickelt, machen aber als Nebenwirkung schläfrig“, sagte Stahlmann.

Ein Problem ist, dass die meisten Medikamente nicht speziell an Kindern erprobt wurden. Eine EU-Verordnung, die Anfang des Jahres in Kraft getreten ist, soll das ändern: Danach dürfen Mittel, die neu auf den Markt kommen, nur noch für Kinder zugelassen werden, wenn sie dafür auch getestet wurden. dal

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