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Panorama: Beschnittene Männer haben geringeres Aids-Risiko

USA und Weltgesundheitsorganisation wollen Beschneidung in Afrika kostenlos anbieten

Die USA und die Weltgesundheitsorganisation WHO erwägen, Männern in Afrika eine kostenlose Beschneidung zur Aids-Prävention anzubieten. Zwei Studien in Kenia und Uganda hatten zuvor bestätigt, dass beschnittene Männer ein halb so hohes Risiko haben, sich mit HIV zu infizieren. Im vergangenen Jahr hatte eine lokale Studie in Südafrika eine Reduzierung des Ansteckungsrisikos um 60 Prozent ergeben. Das berichten US-Medien unter Berufung auf das National Health Institute der USA.

Für die Studien hatten die Forscher in Kisumu, Kenia, 3000 heterosexuelle Männer ausgewählt, jeweils zur Hälfte beschnittene und unbeschnittene, und in Rakai, Uganda, 5000. Sie alle waren zu Beginn nicht aidsinfiziert, wurden ausführlich in Verhütung unterwiesen und regelmäßig auf HIV getestet. Während des Experiments in Kenia steckten sich 47 unbeschnittene, aber nur 22 beschnittene Männer an. In Uganda ergaben sich ähnliche Unterschiede. Den Forschern zufolge war die auffällige Differenz nicht auf unterschiedliches Sexualverhalten zurückzuführen.

Der Einfluss der Beschneidung auf das Aidsrisiko war seit Ende der 80er Jahre beobachtet worden. Doch hatte es bisher keine wissenschaftlich eindeutigen Belege in Form belastbarer Studien gegeben. Die medizinische Erklärung des Phänomens: Auf der Innenseite der Vorhaut finden sich viele Langerhans-Zellen, die empfänglich für das Aidsvirus sind. Zudem sei die Vorhaut besonders verletzlich und erleide beim Geschlechtsverkehr feine, mit bloßem Auge kaum erkennbare Risse, durch die das Virus eindringen kann. Männer mit beschnittenem Penis entwickeln dagegen eine dickere Hautoberfläche in diesem Bereich, was das Ansteckungsrisiko verringert.

Die Forscher betonen, dass die Beschneidung keinen absoluten Schutz biete, schon gar nicht gegen die erhöhten Risiken von Drogenabhängigen durch gemeinsam benutzte Spritzen oder von Homosexuellen beim Analverkehr. Sie könne aber die HIV-Verbreitung deutlich reduzieren und dies in einem weit höheren Ausmaß als jede medikamentöse Prävention – mit Ausnahme des Kondoms, das jedoch vielerorts nicht angenommen wird. Durch massenhafte Beschneidung ließen sich Hunderttausende, womöglich Millionen Leben im kommenden Jahrzehnt retten, vor allem im Subsahararaum, wo mehr als die Hälfte der weltweit 40 Millionen HIV-Infizierten leben. Dort und in Ostafrika hat die rituelle Beschneidung entweder in jüngerer Zeit unter westlichem Einfluss stark abgenommen oder war nie sonderlich verbreitet. In Westafrika ist der Eingriff dagegen vielerorts weiter Brauch. Weltweit ist er bei Juden, in der muslimischen Welt und in den USA üblich.

Größte Hindernisse für ein breit angelegtes Beschneidungsprogramm in Afrika sind der fehlende Zugang zu medizinischer Versorgung und die Kosten von 20 bis 30 Dollar pro Behandlung. Vielerorts spielt auch der Aberglaube eine Rolle, der Eingriff beeinträchtige die Manneskraft und das Sexualgefühl, was wissenschaftlich als widerlegt gilt. Laut Experten sind die hygienischen Verhältnisse in Afrika und der Mangel an ausgebildeten Medizinern das Hauptproblem. In jüngeren Jahren hatten westliche Hilfsorganisationen einige lokale Beschneidungsprogramme wegen Infektionsrisiken wieder gestoppt. Auf Grundlage der neuen Studien befürworten Aids-Experten nun einen neuen Versuch. Die beiden größten Anti-HIV-Programme, Präsident Bushs „Emergency Plan for Aids Relief“ und der „Global Fund to Fight Aids“, erklärten sich jetzt bereit, solche Programme zu finanzieren.

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