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© Peter Bischoff

Besuch auf Bora Bora: Tony Marshall: "Die haben mir 20 Kilo Muschelketten umgehängt"

Tony Marshall wurde in diesem Jahr Ehrenbürger auf Bora Bora. Ein Interview über seinen Besuch auf der Insel, die er vor 30 Jahren besang.

Herr Marshall, es scheint so, als ob die Südsee Ihr Schicksal wäre. Das fing ja schon mit „Schöne Maid“ an.



Stimmt. „Schöne Maid“ war ursprünglich ein Volkslied der Maori, die gleiche Melodie – Ba-dap-da-dä-dodo-rendai.

Aber die singen nicht „Oh ja ho ja ho“?

Doch natürlich, „Ho ja ho“.

„Bora Bora“ war 1978 einer Ihrer Hits.

Damals bin ich für einen halben Tag dort eingeflogen, für ein Fotoshooting – mit den Inselschönheiten. Diesmal war ich 14 Tage da, das war ganz was anderes.

Was sagt Ihre Frau, wenn sie Sie mit barbusiger Begleitung im Baströckchen sieht?

Vor 30 Jahren war das ein Schock für sie. Heute ist das uninteressant. Nehmen Sie nur mal das Wort „geil“, da haben Sie früher einen roten Kopf gekriegt. Heute sagen das die Kids. Außerdem sind wir jetzt beide 70. Wegen solcher Kinkerlitzchen machen wir kein Theater.

Haben Sie dort auch „Bora Bora“ gesungen, „mein Paradies im Sommerwind“?

Die Insulaner haben gesungen, im Original. Und ich mit, lauthals. Die waren total begeistert. Im Februar will ich wieder hin, dann gebe ich dort ein Open Air Konzert zugunsten der SOS-Kinderdörfer.

Singen Sie dann Ihre Hits wie „Wir trinken Brüderschaft mit der ganzen Stadt“?

Nein, das ist französisches Sprachgebiet, ich werde Chansons singen, Jacques Brel zum Beispiel, „Ne me quitte pas“.

Wie sind Sie überhaupt Ehrenbürger dort geworden?

Schon vor ein paar Jahren schrieb mir der Bürgermeister von Bora Bora, Gaston Tong Song, dass man mich zum Ehrenbürger machen möchte, aus Dankbarkeit, weil ich diese Inselwelt bei uns populär gemacht habe. Und jetzt hat es geklappt.

Hat man Ihnen eine Kette umgelegt?

Eine? Die haben mir Muschelketten umgehängt – am Schluss bestimmt 20 Kilo. Ich konnte kaum noch aufrecht gehen.

Es war für Sie ein glücklicher Moment.

Natürlich, wenn Sie als Künstler von Menschen, die mit unserem Land nichts zu tun haben, so empfangen werden. Das ist ja 16-, 17000 Kilometer weit weg.Es gibt da ein Restaurant, Bloody Mary. Auf zwei großen Holztafeln sind alle Prominenten eingraviert, die schon mal dort waren. Ich bin der einzige Deutsche.

Welcher Name steht neben Ihrem?

Marlon Brando.

Sie sind 2008 neben die Superstars gerückt.

Jedenfalls auf dieser Holztafel.

Es heißt, Bora Bora sei die schönste Insel der Welt.

Ist sie auch. Dieser Bergkegel inmitten der Insel, das ist ja ein Atoll, das Riff drumherum, das Wasser hat acht Farben, von Weiß bis zu tiefem Blau.

Würden Sie sagen, dass sich die Welt für Sie verändert hat, seit Sie die Südsee kennen?

Mein Verhältnis zur Welt, das hat sich verändert, dieses Draußensein, in einem anderen Kulturkreis und dort Anerkennung finden. Man weiß ja nicht, was um uns herum noch passiert, mit der Finanzkrise und so.

Wenn es schlimmer wird, ziehen Sie sich dorthin zurück?

Ich wäre nicht der erste. Paul Gauguin und Jacques Brel sind da unten beerdigt.

Das Gespräch führte Andreas Austilat.

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