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Carl-Eduard von Bismarck – hier mit seiner Frau Nathalie – steht im Zentrum des medialen Interesses.

© pa/dpa

Bismarck-Adel: Das Ende der Stille in Friedrichsruh

Alkohol, Handgreiflichkeiten, Streit um die Erbfolge: Beim adligen Bismarck-Clan geht es drunter und drüber - und um viel Geld.

Bei Bismarcks hängt der Haussegen schief. Schon seit Wochen. Es geht um das fürstliche Stammanwesen des adligen Clans in Friedrichsruh im schleswig-holsteinischen Sachsenwald. Und damit um viel Geld: Die Rede ist von einer Milliarde Euro.

Auf der Geburtstagsfeier zum Achtzigsten von Ferdinand Fürst von Bismarck vor wenigen Tagen kam ein großer Polizeieinsatz Anfang Oktober zur Sprache, als gleich mehrere Beamte der Ratzeburger Wache einen Streit unter den Blaublütlern schlichten mussten. Ausgerechnet beim Ehrentag des Senioren beichtete der Ur-Ur-Enkel des ersten Reichskanzlers Fürst Otto von Bismarck, Carl-Eduard („Calle“) von Bismarck, vor mehr als 100 geladenen Gästen seine Beteiligung an der innerfamiliären Auseinandersetzung und gelobte Besserung, denn es war bei Weitem nicht der erste Fehltritt des ältesten Fürstenkindes.

Was die Polizei in ihrem Dienstbericht lapidar als Familienstreit abheftet, war ein Krach, bei dem es auch zu Handgreiflichkeiten gekommen sein soll. Demnach soll der 49-Jährige rabiat auf seine 71-jährige Mutter Elisabeth Fürstin von Bismarck eingeprügelt haben, woraufhin der Pförtner des Schlosses Friedrichsruh den Notruf 110 wählte. Eine Bestätigung dafür, dass auch Jagdwaffen im Verlauf des Streits eine Rolle spielten, gibt es nicht. Im Gegenteil: Die Fürstin gab inzwischen eine eidesstattliche Erklärung ab, dass am 7. Oktober keine Schusswaffen zum Einsatz gekommen seien. Inzwischen beschäftigen sich die Staatsanwaltschaft in Lübeck und Familienanwälte mit dem Vorfall. Der Verdacht der Nötigung steht im Raum.

„Calle“, in dessen Geburtsurkunde der Name Carl Eduard Otto Wolfgang Jayme Anders Graf von Bismarck-Schönhausen steht, erklärt inzwischen, er habe sich bei besagtem Streit bei einem geschäftlichen Telefonat von seiner Mutter gestört gefühlt und diese daraufhin etwas forsch aus einem Zimmer geschoben. Dabei sei sie gestolpert und gefallen. „Das war alles ein Missverständnis“, wiegelt auch der am betreffenden Abend nicht anwesende Hausherr Ferdinand Fürst von Bismarck den vermeintlichen Eklat ab. Es ist ein offenes Geheimnis, dass es einen Streit um das Familienerbe gibt. Ferdinand, Urenkel des Reichskanzlers, hat sich diesbezüglich noch nicht festgelegt, soll aber seinen ältesten Sprössling „Calle“ ganz in der familiären Erbfolgetradition favorisieren, dessen Leumund durch diverse Eskapaden aber angeschlagen ist und der sich derzeit noch überwiegend in New York, wo er eine Beraterfirma gegründet hat, aufhält. Für das Frühjahr hat der gebürtige Züricher allerdings seine Rückkehr nach Friedrichsruh angekündigt.

Auf der anderen Seite macht sich auch der dreieinhalb Jahre jüngere Bruder Gregor Hoffnungen auf das Familienimperium, das er bereits jetzt weitgehend verwaltet und dafür von Vater Ferdinand das Lob bekommt, er mache seine Sache gut. Einnahmen erzielt die adlige Familie insbesondere durch die Forstwirtschaft im Sachsenwald, einem Geschenk von Kaiser Wilhelm I. an den damaligen Reichskanzler.

Carl Eduard ist in dritter Ehe mit der kanadischen Modedesignerin Nathalie Barlman verheiratet und hat mit ihr zwei Kinder. Mit seinem kurzen Abstecher von 2005 bis Ende 2007 in die Politik ramponierte er ebenfalls seinen Ruf. Er war zunächst als Listennachrücker für den in Schleswig-Holstein Ministerpräsident gewordenen Peter Harry Carstensen in den Bundestag eingezogen, gewann dann sogar ein Direktmandat bei den nächsten Wahlen. Schnell wurde dem CDU-Abgeordneten aber vorgehalten, man sehe ihn häufiger auf Partys und Galas als im Plenarsaal und in seinem Berliner Büro. Dies entschuldigte er mit einem schwerwiegenden Rückenleiden nach einem Autounfall und legte jeweils ein entsprechendes ärztliches Attest vor. Das bewahrte ihn jedoch nicht davor, dass die „Bild“-Zeitung auf der Titelseite fragte: „Ist er Deutschlands faulster Abgeordneter?“

Im Dezember 2007 legte er nach massivem Druck aus der eigenen Partei sein Mandat nieder, als ihm auch noch unterstellt wurde, er wolle um Pensionsansprüche feilschen und seinen politischen Rückzug hinauszögern. Auf der jüngsten Familienzusammenkunft in Friedrichsruh gestand „Calle“, dass er bereits seit frühester Jugend alkoholabhängig sei. Erst als seine Frau drohte, ihn zu verlassen, habe er sich zu einer Entzugskur entschlossen und sei nunmehr seit zweieinhalb Jahren „trocken“. Er spielte dabei auch auf das Schicksal seines 2007 in London verstorbenen Bruders Gottfried an, dem angeblich seine Drogensucht mit einer Überdosis zum Verhängnis wurde, was die Familie aber stets dementierte und von einem Herztod sprach.

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