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Panorama: Borer legt sich mit der Schweiz an Er hatte keine Affäre –

Von Jan Dirk Herbermann In der Sex-Affäre um den Ex-Botschafter Thomas Borer verschärft sich nun der Druck auf das Schweizer Außenministerium. Der geschasste Diplomat richtet schwere Vorwürfe gegen seinen ehemaligen Arbeitgeber.

Von Jan Dirk Herbermann

In der Sex-Affäre um den Ex-Botschafter Thomas Borer verschärft sich nun der Druck auf das Schweizer Außenministerium. Der geschasste Diplomat richtet schwere Vorwürfe gegen seinen ehemaligen Arbeitgeber. Zudem fordert die größte schweizerische Regierungspartei die Abberufung von Außenminister Joseph Deiss.

Borer erklärte, „einige wichtige Schweizer“ hätten nicht ihm, sondern zweifelhaften Zeugen und angeblichen Beweisen vertraut. „Daraufhin wurden Maßnahmen getroffen, die der Schweiz und meiner Familie großen Schaden zugefügt haben“, sagte Borer. „Meine Regierung hat fünf Tage vor der Veröffentlichung von dieser Geschichte gewusst. Mein Außenminister Josef Deiss hat mich voll hineinlaufen lassen." Er erwarte jetzt, dass er Konsequenzen ziehe.

Der Sprecher des Schweizer Außenamtes, Ruedi Christen, wollte gestern die Beschuldigungen Borers nicht kommentieren. Am Sonntag noch versicherte Christen, der Rausschmiss des Botschafters im April „hatte nichts mit dem Privatleben von Thomas Borer zu tun". Doch der Ex-Botschafter bekräftigte, er sehe seine Abberufung im Zusammenhang mit „den privaten Vorwürfen“. „Was soll sonst der Grund gewesen sein?“, fragte Borer.

Seine angebliche Geliebte, die Berliner Visagistin Djamile Rowe, hatte die Diskussion am Wochenende mit einer eidesstattlichen Aussage neu angeheizt. Sie hätte nie eine sexuelle Beziehung zu Borer gehabt, verkündete sie völlig überraschend. Vielmehr habe sie die ganze Geschichte um die Schäferstündchen erfunden – auf Druck der Zürcher Boulevardblätter „Sonntagsblick“ und „Blick“. Der Ex-Botschafter zeigte sich zufrieden über die Aussagen der Visagistin: „Ich habe von Anfang an gesagt, dass die Geschichte konstruiert ist. Meine Frau und ich sind erleichtert, dass jetzt die Wahrheit an den Tag kommt.“

In der Schweiz wird dieser jüngste Akt der Affäre inzwischen mit fasziniertem Kopfschütteln aufgenommen: „Wer lügt in der ganzen Affäre, was stimmt, wem ist noch zu trauen?“, fragt der Zürcher „Tages-Anzeiger“. Klar ist, dass „Sonntagsblick“ und „Blick“ in einer konzertierten Aktion den ehemaligen Star des schweizerischen diplomatischen Korps zu Fall gebracht haben.

Borers Dementi, nie eine sexuelle Beziehung zu Frau Rowe gehabt zu haben, fand in Bern kein Gehör. Schließlich entließ Außenminister Deiss seinen Mann in Berlin. Offizielle Begründung: Borer könne nicht mehr „wirkungsvoll und würdig, mit der nötigen Gelassenheit und vor allem Glaubwürdigkeit seine Mission erfüllen".

Diese Wende liefert den Gegnern von Außenminister Deiss unverhofft neue Munition: „Joseph Deiss ist nicht mehr tragbar, endgültig“, sagte der Vorsitzende der Schweizerischen Volkspartei (SVP), Ueli Maurer. Der Chef der größten Regierungspartei in Bern betonte: „Deiss macht Politik auf Druck von Boulevardzeitungen, das ist untragbar." Jetzt soll auch eine parlamentarische Untersuchung forciert werden: Ließ das Deiss-Ministerium die Berliner Botschaft ausschnüffeln? Die rechtskonservative SVP nimmt die Affäre Borer, die jetzt eine Affäre des Außenministers ist, zum Anlass, dessen Kopf zu fordern. Diese Partei schielt schon seit längerem nach dem Außenministerposten, den sie gerne mit einem eigenen Mann besetzen möchte.

Dass hochrangige Beamte aus Bern Angestellte der Botschaft über das ausschweifende Privatleben des Glitzerpaares ausgefragt hätten, konnten die eidgenössischen Ermittler nicht bestätigen. Ein sozialdemokratischer Außenpolitiker hatte die vermeintlichen Verhöre scharf verurteilt: „Das ist wie im Mittelalter – Inquisition der übelsten Sorte." (Weiteres Seite 27)

Die eidesstattliche Erklärung von Djamile Rowe im Wortlaut:

www.sonntagszeitung.ch

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