zum Hauptinhalt
Flugzeugunglück

© AFP

Bruchlandung in Phuket: Ohne Sicht in die Katastrophe

Unter den 89 Toten beim Flugzeugunglück in Phuket ist mindestens ein Deutscher. Vier seiner Landsleute haben dagegen großes Glück gehabt und überlebten die Bruchlandung.

Die Leichen liegen in weißen Säcken auf einer großen Plastikplane in einer Halle des Flughafens von Phuket. An der Wand hängen Fotos mit Gesichtsaufnahmen von Toten, die auf den ersten Blick von Angehörigen oder Bekannten identifiziert werden könnten. Später müssen Zahnbefunde oder DNS-Vergleiche das Erkennen bestätigen. Eine Stewardess steht da, sie kann nicht aufhören zu weinen. „Irgendwo hier, in diesen Säcken, liegt ein Kollege von mir“, sagt sie.

„89 Tote, 41 Überlebende. 57 tote Ausländer und 32 ums Leben gekommene Thailänder“ – das sind die offiziellen Angaben der thailändischen „One Two Go Airlines“. Ihr zwölf Jahre alter McDonnell- Douglas-Jet war am Sonntag auf der Landebahn des Flughafens der Urlaubsinsel Phuket zerbrochen, gegen Bäume gerutscht, gegen eine Mauer geknallt und in Flammen aufgegangen. „Wir können bestätigen, dass mindestens ein Deutscher unter den Todesopfern ist, ein 29-Jähriger aus Rheinland-Pfalz. Vier andere Deutsche überlebten“, sagt ein Sprecher des Auswärtigen Amtes in Berlin. Nach Tagesspiegel-Informationen ist ein weiteres deutsches Todesopfer zu befürchten.

Vermutlich liegen im Wrack der ausgebrannten Maschine noch Überreste von vier Menschen. Sie gelten als vermisst. Auf den Intensivstationen zweier Krankenhäuser schweben weiterhin fünf Verletzte in Lebensgefahr, mehr als 60 Prozent ihrer Haut ist verbrannt. „Alle Leute in meiner Nähe brannten“, erzählte Parinyawich Chusaeng, ein Künstler aus Phuket, der sich aus der Flugzeugkabine retten konnte, „einige lagen auf dem Boden, andere standen. Aber alle brannten.“

Unfallursache unklar

Arbeiter holten am Montag mit Kränen und Lkw Trümmerteile von der Landebahn. Ermittler fanden die Blackbox mit den Flugdaten und die Sprachaufzeichnungen aus dem Cockpit. „Wir schicken beides zur Analyse in die USA. Hoffentlich kennen wir in ein paar Wochen die Unfallursache“, sagte Thailands Transportminister Theera Haocharoen Der Pilot von Flug OG-269, der Indonesier Arif Mulyadi, war wegen schlechten Wetters länger über dem Flughafen gekreist. Er entschloss sich aber gegen den Ausweichflughafen Krabi und für den Landeversuch auf Phuket. Augenzeugen berichten von einem zu schnellen Anflug der Maschine auf die Landebahn und vom vergeblichen Versuch, das in starkem Wind wackelnde Flugzeug kurz vor dem Aufsetzen wieder in die Höhe zu ziehen. Die Zeitung „Bangkok Post“ berichtete, der Pilot habe dem Kontrollturm kurz vor der Katastrophe mitgeteilt, dass er die Landung abbreche, weil er nichts mehr sehen könne.

Der 56-jährige pensionierte Luftwaffenoberst starb bei dem Unglück. Er hatte zuvor für zwei indonesische Fluglinien gearbeitet. Nach einem thailändischen Bericht hatte die Billigfluggesellschaft „One Two Go“ aus Kostengründen einige ihrer thailändischen und westlichen Piloten durch Piloten aus Indonesien und den Philippinen ersetzt.

Überlebende Deutsche sagten in Phuket der Deutschen Presse-Agentur, die Passagiere seien bei dem Unglück völlig auf sich selbst gestellt gewesen: „Wir haben uns selbst gerettet, da war kein Personal.“ Der Leipziger Christoph Falchetti saß mit seinem österreichischen Freund Marcel Sqinobal auf den Plätzen 28 A und B. „Zwei Reihen vor uns war ein Notausgang, da sind wir raus.“ Sein Freund fiel in einen Graben. Er selbst sei über den Tragflügel hinuntergerutscht, sagte Falchetti. Nach seinen Angaben war der Aufprall bei der Bruchlandung so heftig, dass viele Menschen offenbar sofort bewusstlos waren: „Es war alles voller Rauch, und heiß ohne Ende.“ Einige Minuten lang standen die Überlebenden dann allein auf dem Rollfeld: „Da war niemand.“ (mit dpa)

Zur Startseite