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Gerettet. Überlebende Passagiere auf dem Rollfeld betrachten ihre brennende Maschine.

© REUTERS

Update

Bruchlandung in San Francisco: Chinesische Schülerin möglicherweise von Rettungsfahrzeug überfahren

Derzeit laufen in San Francisco die Ermittlungen zur Unglücksursache auf Hochtouren - nach ersten Erkenntnissen war die Maschine bei der Landung viel zu langsam. Eines der Opfer starb womöglich nachdem es von einem Rettungsfahrzeug angefahren wurde.

Am Steuer der koreanischen Unglücksmaschine von San Francisco saß ein Co-Pilot, der nur wenig Erfahrung mit dem Flugzeugtyp hatte. Er habe 43 Flugstunden mit der Boeing 777 absolviert und sei noch nie mit einer derartigen Maschine auf dem Flughafen San Francisco gelandet, sagte ein Vertreter des südkoreanischen Verkehrsministeriums am Montag. Ersten Ermittlungen zufolge war die Maschine beim Anflug viel zu langsam. Kurz vor dem Aufprall habe der Pilot noch versucht, die Landung abzubrechen, sagte die Chefin der US-Flugsicherheitsbehörde NTSB, Deborah Hersman. Auf die Frage, ob ein Pilotenfehler Grund für das Unglück mit zwei Toten sei, äußerte sie sich ausweichend und verwies auf laufende Ermittlungen. Nach Angaben der Fluggesellschaft Asiana saß der Co-Pilot auf dem Pilotensitz. Es war jedoch unklar, ob der Hauptverantwortliche im Cockpit, der auf 3220 Flugstunden mit der Boeing 777 zurückblicken kann, in letzter Sekunde das Steuer übernehmen wollte. 1,5 Sekunden vor dem Aufprall habe die Mannschaft durchstarten wollen, sagte Hersman. In einem Amateurvideo ist zu sehen, dass das Flugzeug sehr tief anflog. Kurz vor dem Aufprall hob sich die Nase beim Versuch, wieder an Höhe zu gewinnen. Dann prallte das Heck gegen eine Flughafen-Mauer. Das Flugzeug schleuderte über die Rollbahn und geriet in Flammen.

Chinesische Schülerin vermutlich von Rettungsfahrzeug angefahren

Bei der Bruchlandung der Maschine kamen am Samstag zwei chinesische Schülerinnen ums Leben. Eine der beiden wurde möglicherweise von einem Rettungsfahrzeug der Feuerwehr überrollt. Darauf deuteten ihre Verletzungen hin, sagte eine Sprecherin der Feuerwehr.

Eigentlich sollte es eine Routinelandung nach mehr als zehn Stunden Flug werden. Doch Flug 214 der koreanischen Asiana Airlines kam zu tief angeflogen. Dann ging alles ganz schnell: Das Fahrwerk knallte an die Begrenzungsmauer am Anfang der Landebahn am Wasser, die Maschine schlug hart auf dem Boden auf, verlor das Heck, rutschte auf den Flügel, sprang holprig über die Landebahn und kam schwer beschädigt und mit abgerissenen Benzinleitungen zum Stehen. „Es war wie eine Achterbahnfahrt“, sagte Ben Levy dem Nachrichtensender CNN. „Wir saßen da wie im Freizeitpark, waren an den Sitz geschnallt, und dann ging es auf und ab.“ Levy lacht, als er erzählt – vermutlich weil er traumatisiert ist.

Die Bruchlandung in San Francisco könnte einen Pilotenfehler als Ursache haben

Ben Levy hat Glück gehabt – genauso wie fast alle anderen Passagiere der Maschine, die ihren Flug in Schanghai begonnen und nach einem Zwischenstopp in Seoul fortgesetzt hatte. Es grenzt an ein Wunder, dass bei der Bruchlandung nur zwei Menschen zu Tode kamen. Es soll sich dabei um zwei Mädchen im Teenager-Alter handeln, die im hinteren Bereich der Boeing 777 saßen und beim Aufprall aus dem Flugzeug geschleudert wurden.

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Insgesamt hatte die Boeing 307 Menschen an Bord, darunter 70 chinesische Schüler und Lehrer, die im Rahmen eines Austauschprogramms unterwegs waren. Nicht an Bord war die Facebook-Vizechefin Sheryl Sandberg. In letzter Minute habe sie ihren Flug auf eine Maschine von United umgebucht, um für den Rückflug in die USA Meilen nutzen zu können.

Ein befreundeter Samsung-Manager war indes an Bord des Unglücksfluges. David Eun gehörte zu den zahlreichen Passagieren, die das Flugzeug unverletzt und aus eigener Kraft verlassen konnten. „Bin gerade in SFO bruchgelandet. Heck abgerissen. Den meisten scheint es gut zu gehen. Ich bin ok. Surreal ...“, schrieb Eun über Twitter während eilig gerufene Notdienste noch dabei waren, den schwarzen Rauch zu bekämpfen, der aus dem offenen Flugzeugrumpf stieg.

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Auch andere Passagiere meldeten sich schon Minuten nach dem harten Aufschlag über verschiedene soziale Netzwerke. Elliott Stone beschrieb, dass er von seinem Fensterplatz aus gesehen habe, wie das Flugzeug wohl in sehr steilem Winkel auf die Landebahn zuflog. Der Pilot habe in letzter Sekunde noch Gas gegeben, um das Flugzeug höher zu bringen. „Das dürfte einigen Passagieren das Leben gerettet haben“, schreibt ein 39-jähriger Fluggast. „Ich habe vom Fenster aus die Begrenzungsmauer gesehen, die mit dem Flugzeug auf gleicher Höhe war“, schrieb Xu Das.

Flugdaten der Boeing 777 sollen ausgewertet werden

Behörden wollen nun Flugdaten und Aufzeichnungen aus dem Cockpit auswerten, in dem während des ganzen Fluges vier Piloten im Schichtdienst flogen. Die Boeing 777 gilt als äußerst sicheres Großraumflugzeug und wird regelmäßig im Langstrecken-Verkehr eingesetzt. Auch war die Unglücksmaschine erst seit März 2006 im Einsatz. Einen Maschinenausfall habe es nicht gegeben, sagte Asiana-Chef Yoon Young-doo in einer ersten Stellungnahme. Ersten Erkenntnissen zufolge könnte die Bruchlandung auf einen Pilotenfehler zurückgehen. Allerdings gehört der für die Landung zuständige Pilot mit 17 Jahren Flugerfahrung zu den erfahrensten Piloten seines Unternehmens. Auch war das Wetter geradezu ideal, der Himmel über der Westküstenmetropole strahlend blau, was die Schwierigkeiten bei der Landung für Luftfahrtexperten schwer nachvollziehbar macht.

Für Asiana ist die Bruchlandung nicht das erste Unglück. 1993 kamen 68 von 116 Passagieren ums Leben, als eine Maschine in schlechtem Wetter bei einem dritten Landversuch nahe des Flughafens der koreanischen Stadt Mokpo abstürzte. Und 2011 stürzte eine Gepäckmaschine auf dem Weg von Seoul nach Schanghai ins Meer. Damals kamen Pilot und Kopilot ums Leben, weitere Menschen waren nicht an Board. In den USA beendet der Crash eine viereinhalbjährige Strecke ohne nennenswerte Luftfahrtunglücke.

Dass die meisten Passagiere in San Francisco ohne große Verletzungen davonkamen, schreiben Experten unter anderem der Tatsache zu, dass die Räumung gut geklappt hat. Bei allen Verkehrsflugzeugen müssen laut Sicherheitsvorschriften die Passagiere innerhalb von 90 Sekunden über Notrutschen evakuiert werden können, heißt es. Hätten sich Passagiere dennoch länger im Flugzeug aufgehalten, hätte es mit großer Wahrscheinlichkeit mehr Opfer mit schweren Brandverletzungen oder Rauchvergiftung gegeben.

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