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Autobahnbrücke

© dpa

Brückenwerfer: Holzklotz-Attacke findet Nachahmer

Auf der Suche nach den Urhebern des tödlichen Holzklotz-Wurfs von einer Autobahnbrücke bei Oldenburg tappt die Polizei weiter im Dunkeln. Erschreckend: In Nordrhein-Westfalen hat die Tat offenbar einige Nachahmer auf den Plan gerufen.

Nach dem tödlichen Holzklotz-Wurf von einer Autobahnbrücke bei Oldenburg prüfen die Fahnder in mühsamer Kleinarbeit rund 400 Personalien. Befragt werden vor allem Besucher der nahe gelegenen Osterfeuer. "Es gibt nach wie vor keine heiße Spur", sagte ein Polizeisprecher am Mittwoch. Autofahrer und Fußgänger hätten sehr unterschiedliche Hinweise gegeben. Zur Tatzeit am Ostersonntag seien an der Autobahn in Niedersachsen Spaziergänger, Mofafahrer oder auch kleinere Gruppen beobachtet worden. Wegen der Osterfeuer waren mehr Menschen als üblich über die Brücke gelaufen. Unterdessen wurden mehrere Nachahmungstaten bekannt.

Der sechs Kilo schwere Holzklotz hatte die Windschutzscheibe eines vorbeifahrenden Autos durchschlagen und dabei eine zweifache Mutter vor den Augen ihrer Familie getötet. Der 36 Jahre alte Ehemann, der am Steuer saß, sowie die neun und sieben Jahre alten Kinder erlitten einen schweren Schock. Die aus Telgte in Nordrhein-Westfalen stammende Familie war auf dem Rückweg aus dem Urlaub an der See.

Warnung an Radiosender?

Die Oldenburger "Nordwest-Zeitung" hatte am Mittwoch berichtet, im Verkehrsfunk sei am Sonntag - eine halbe Stunde vor der Tat - gewarnt worden, dass von der Brücke Gegenstände auf die Fahrbahn geworfen werden. "Wir gehen diesem Hinweis nach", sagte der Polizeisprecher. Es werde überprüft, ob eine derartige Warnung an die Radiosender gegeben wurde und von wem.

Die Polizei in Nordrhein-Westfalen berichtete unterdessen von Nachahmern. So sollen drei Kinder in Kempen ein Auto von einer Brücke aus mit einem Lehmklumpen beworfen haben. Über die möglichen Folgen ihres Tuns hatten sich die 12- und 13-jährigen Jungen laut Polizei angeblich keine Gedanken gemacht. Von einer Autobahnbrücke nahe Viersen ließ ein Jugendlicher einen leeren Getränkekarton auf die Fahrbahn fallen. In Süchteln wurde ein hartgekochtes Ei an die Windschutzscheibe eines Lastwagens geworfen. "Die Scheibe riss sternförmig", schilderte der Polizeisprecher.

Gelegenheit macht Täter

"Soweit man Brückenwerfer bis heute kennt, machen sie sich keine Gedanken über die Folgen ihres Handelns", sagte der Münchner Psychologe Georg Sieber der "Süddeutschen Zeitung". "Menschen, die Dinge von Brücken werfen, tun das in der Regel ohne Tötungsabsicht." Sie brächten die Autos unter der Brücke nicht mit den darinsitzenden Menschen in Verbindung. Meist mache sie die Gelegenheit zu Tätern. "Ich kenne keinen Fall in den 40 Jahren, die ich die Polizei beraten habe, in dem sich ein Täter vorgenommen hat: Jetzt gehe ich zu der Brücke und werfe etwas herunter."

Der Vorsitzende des Innenausschusses des Bundestages, Sebastian Edathy (SPD) schlug unterdessen vor, an bestimmten Brücken Überwachungskameras einzusetzen. Er sagte der "Nordwest-Zeitung", solche Videoaufzeichnungen könnten die Strafverfolgung erleichtern. Niedersachsens Verkehrsminister Walter Hirche (FDP) reagierte zurückhaltend. "Ich denke, solche Überlegungen sind legitim und notwendig, ob man an bestimmten viel befahrenen Stellen neue Gefahrensituation verhindern kann", sagte er. Ein solcher Vorfall könne aber noch nicht einmal "in einem Überwachungsstaat" verhindert werden. Auch der CDU-Fraktionsvize im Bundestag, Wolfgang Bosbach, glaubt, "dass sich derartige Taten auch in Zukunft nicht mit letzter Sicherheit verhindern lassen". (küs/dpa)

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