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Panorama: Bürger gegen Straßenrüpel

In Griechenland will eine Initiative rücksichtslose Autofahrer und Falschparker bekehren

Zugeparkte Zebrastreifen, Motorräder, die quer auf dem Bürgersteig abgestellt sind, Mopeds, die knatternd durch Fußgängerzonen rasen: Für die Bewohner von Griechenlands Metropolen gehört das seit Jahren zur aufreibenden Alltagsrealität in ihrer Stadt. Wer in Athen oder Thessaloniki, in Patras oder Piräus zu Fuß unterwegs ist, wird von rücksichtslosen Autofahrern bestenfalls ignoriert, häufig aber auch in Lebensgefahr gebracht – wenn etwa Abbieger an der Kreuzung hupend die Passanten von der Fahrbahn vertreiben. Viele Griechen haben sich daran gewöhnt, andere nicht. Jetzt revoltiert eine Bürgerinitiative gegen das Rowdytum auf den Straßen.

„Streetpanthers“, Panther der Straßen, nennt sich die Bewegung, die vergangenes Jahr im nordgriechischen Thessaloniki ihren Anfang nahm. „Inzwischen haben sich uns fast 2000 Bürger aus allen Teilen des Landes angeschlossen“, berichtet ein Gründungsmitglied der Initiative. Wie alle Straßenpanther möchte der Akademiker, der Mitte 40 ist, anonym bleiben – auch aus Furcht vor Racheakten von Autofahrern, die einen der Aufkleber der Bewegung an ihrem geparkten Vehikel vorfinden. Die Aufkleber sind die Waffe der Straßenpanther. „Ich bin ein Esel, deshalb parke ich, wo ich will“, steht etwa auf einem knallroten Sticker. Ein anderer Aufkleber zeigt das Rollstuhlsymbol für Behindertenparkplätze und ist jenen Automobilisten gewidmet, die dort ihr Fahrzeug abstellen, obwohl sie keinen Behindertenausweis haben. „Idiotie ist keine anerkannte Behinderung“, steht darauf. Auf jeden der Sticker prangt als Absender der Abdruck einer Wildkatzenpfote. Das Entfernen der Etiketten ist mühsam: Sie haben einen speziellen, besonders fest haftenden Kleber. Bestellen können Bürger die Aufkleber über das Internet, 100 Stück für acht Euro. Auf der Homepage der Straßenpanther gibt es auch Hinweise zur richtigen Verwendung der Aufkleber – einschließlich der Warnung vor „Übereifer“.

Bisher hat die Bürgerinitiative nach eigenen Angaben rund 250 000 Sticker verteilt. „Es ist eine Form der Selbstjustiz“, sagt einer der Straßenpanther. „Wir wollen uns jene Bürgersteige, Zebrastreifen und Fußgängerzonen zurückerobern, die die Autofahrer uns weggenommen haben.“ Zugleich geben die Streetpanthers aber klare Regeln aus: „Wir bekleben nicht den Lack, wo die Entfernung des Etiketts Schäden verursachen könnte“, heißt es auf der Website. Auf den Autofenstern dagegen soll es zur Sache gehen, bei schweren Verstößen auch mit mehreren Aufklebern.

Nicht einmal die Windschutzscheibe ist tabu. „Der Autofahrer wird dann einen Teil jener Zeit, die er mit dem rücksichtslosen Parken sparte, auf die Entfernung des Aufklebers verwenden müssen“, erklären die Straßenpanther im Internet. Aber wie sieht die rechtliche Seite der Kleberei aus? Drohen womöglich Klagen wegen Sachbeschädigung oder Beleidigung? Bisher sei seines Wissens kein Fall vor Gericht gekommen, sagt einer der Streetpanther. Auch die Website gibt auf mögliche juristische Konsequenzen keine Auskunft: Unter dem Link „Ist es rechtens?“ findet sich nur der Hinweis: „Wird noch geprüft“.

www.streetpanthers.gr

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