zum Hauptinhalt

Bundesgartenschau: Blumen und Bratwurst

Endlich "Blühende Landschaften" in Thüringen: Wo jahrzehntelanger Uranerzbergbau einst eine geschundene Natur hinterlassen hatte, öffnet am Freitag die Bundesgartenschau.

Gera - Mit Gera und Ronneburg präsentiert sich die Buga 2007 erstmals an zwei Standorten und verspricht ein "großartiges Feuerwerk gärtnerischer Höhepunkte". Bis Mitte Oktober werden rund 1,5 Millionen Besucher erwartet, die auf insgesamt rund 90 Hektar zehntausende Blumen, prachtvolle Gärten, viel Kultur und natürlich die unvermeidliche Thüringer Bratwurst genießen können. Die Schau ist aber auch ein Erfolgsmodell für eines der weltweit größten Sanierungsprojekte im Bergbau.

Aus welcher Richtung man sich dem ostthüringischen Städtchen Ronneburg in der Vergangenheit auch näherte - die riesigen Spitzkegelhalden der Wismut GmbH prägten jahrzehntelang das Gesicht dieser Landschaft. Die SAG Wismut, zunächst ein rein sowjetisches Unternehmen, später mit Beteiligung der DDR, beutete nach dem Zweiten Weltkrieg die reichen Uranerzadern in Thüringen und im benachbarten Sachsen aus. Von 1946 bis 1991 wurden insgesamt etwa 230.000 Tonnen Uran für das sowjetische Atomprogramm geliefert.

Seit 1991 saniert die bundeseigene Wismut GmbH die Hinterlassenschaften des Uranbergbaus. Unterirdische Gruben werden stillgelegt und geflutet, kontaminierte Anlagen abgebaut und Abraumhalden saniert. Die markanten Spitzkegel von Ronneburg sind inzwischen verschwunden. Bis 2015 soll die Sanierung, die insgesamt rund 6,2 Milliarden Euro kostet, vollständig abgeschlossen sein.

30.000 Rosen

Für Buga-Besucher ist es beim Lustwandeln durch das Blütenmeer kaum noch vorstellbar, dass sie sich in einem der ehemals größten Uranerz-Bergbaugebiete der Welt befinden. Allein in der "Neuen Landschaft Ronneburg" können die Gäste rund 30.000 Rosen sowie 55.000 Wild- und andere Stauden bewundern. Zu den weiteren Attraktionen zählen die mit 240 Meter längste Holzbrücke Europas über das Gessental und eine überdimensionale begehbare Rostbratwurst als ironische Referenz an die Thüringer Spezialität.

Auch Gera hat sich zur Buga mächtig herausgeputzt. Die Stadt, die stets im Schatten von schmucken Orten wie Weimar und Erfurt stand, erhofft sich durch die Gartenschau einen Imagegewinn. "Mit der Buga verbessern wir die Lebensqualität in unserer Stadt nachhaltig", freut sich Oberbürgermeister Norbert Vornehm. Das Jugendstiltheater wurde ebenso saniert wie das Stadtmuseum und die Orangerie. Auch mit seinem Otto-Dix-Erbe will Gera langfristig punkten, immerhin steht hier das Geburtshaus des Malers und Grafikers. Zentrum der Gartenschau in Gera ist der neu gestaltete Hofwiesenpark. Wegen der andauernden Trockenheit werden derzeit aus der Weißen Elster täglich rund 400 Kubikmeter Wasser auf die Gartenpracht gepumpt. Sorge vor einem trockenen Sommer haben die Veranstalter nicht. Es sei "genug Wasser da", beteuern sie.

Aufschwung beim Tourismus?

Alles in allem fließen in die Buga Investitionen in Höhe von 146 Millionen Euro. Die Region hofft durch die Gartenschau vor allem auf einen nachhaltigen touristischen Aufschwung. Geraer Tourismusexperten schätzen, dass die allein zur Schau erwarteten 1,5 Millionen Besucher rund 22,5 Millionen Euro zusätzlich in die Kassen der hiesigen Wirtschaft spülen. Selbst Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) warb in ihrem aktuellen Video-Podcast für diese "ganz spezielle Bundesgartenschau". Sie hoffe, dass die Besucher aus allen Teilen Deutschlands sehen werden, "was wir durch die Deutsche Einheit schaffen konnten". (Von Andrea Hentschel, AFP)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false