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Panorama: Burberry – made in China

Die britische Nobelmarke verlegt eine Fabrik ins Reich der Mitte. Und Prominente protestieren

Spätestens seit wir wissen, dass David und Victoria Beckham in BurberrySchlafanzügen mit den berühmten Streifenquadraten unter die Bettdecke kuscheln, ist der Aufschwung der britischen Marke nicht mehr zu aufhalten. „Der Name Burberry ist die Quintessenz des Britischen, jeder will es deshalb haben, wie einen Bentley oder einen RollsRoyce“, weiß „Celebrity Stylist“ Ceril Campbell. Und genau da liegt jetzt das Problem: Alle wollen Burberry, vor allem Japaner, die Handtaschen, Schlafanzüge und Accessoires der Edelmarke offenbar stapelweise in den Schränken haben. 90 Prozent der Burberry-Produktion wird ins Ausland verkauft.

Deshalb wollen die Burberry-Manager nun in Fernost billiger und mehr produzieren. Die Fabrik für Poloshirts wird jetzt nach China verlegt. Eine globale Marke verlangt globale Produktion. Doch da haben sie nicht mit den Protesten der sonst eher gelassenen britischen Kollegen gerechnet: Marken wie Rover ließ man ohne Murren nach China ziehen. Marks & Spencer, eine andere urbritische Marke, lässt schon seit Jahren in Fernost produzieren. Aber die Verlagerung einer Burberry-Fabrik von Wales nach Shenzhen in der Provinz Guangdong geht entschieden zu weit.

„Briten für Burberry“, könnte man den internationalen Protesttag nennen, den die Textilarbeiter von Wales gestern organisierten, auch wenn es solidarische Auslandsgewerkschafter waren, die vor Burberry Luxusläden in Paris und New York, Chicago und Las Vegas Schilder mit er Aufschrift „Keep Burberry British“ hochhielten. Valentinstag-Karten mit roten Herzen wurden verteilt: „Stoppt Burberry, unsere Herzen zu brechen“, stand darauf. In Straßburg wurden Abgeordnete des Europaparlaments aufgefordert, einen Protestaufruf zu unterzeichnen.

Wehret den Anfängen: Der Protest der 300 Burberry-Arbeiter in Treorchy im Rhondda-Tal in Wales hat prominente Unterstützung, von Manchester United Manager Alex Fergusson bis zum Opernsänger Bryn Terfel, von der walisischen Gesangskanone Tom Wales zu Filmstars wie Emma Thompson und Rachel Weisz – alle glauben, dass ein echter Burberry aus Großbritannien kommen muss.

Sogar Supermodel Kate Moss, die man eben noch mit einer 1200 Euro teueren „Manor“-Handtasche in einer Burberry Reklame sah, soll sich kritisch geäußert haben. „Es ist ja nicht so, dass Burberry kein Geld hat“, sagte Demonstrant Stuart Cable einer Zeitung. Die Firma machte im letzten Jahr 22 Prozent mehr Gewinn. „Es ist die reine Gier“. „Eine so eindeutig Britische Marke wie Burberry muss auch in der Realität Britisch sein“, schimpfte Komiker und Musical Autor („We will Rock you“) Ben Elton. Wenn die Jobs aber exportiert würden, dann müssten diejenigen, die Burberry-Produkte herstellen, „wenigstens den britischen Mindestlohn erhalten“. Laut Gewerkschaftsvertreter Alan Garley von der Gewerkschaft GMB weigert sich Burberry aber hartnäckig zu sagen, wie viel die Arbeiter in den chinesischen Fabriken verdienen sollen. Burberry-Arbeiter haben zum Boykott der Marke aufgerufen. In China produzierte Burberry-Artikel würden zu Fälschungen und „unauthentisch“, behauptete Schauspielerin Emma Thomson. Sie jedenfalls überprüfe immer das Etikett und „wenn auf einem Artikel, der so eindeutig als Britisch gilt, ‚Made in China’ steht, lege ich ihn zurück“.

Auch Prinz Charles hat Protest angemeldet. Er könnte, wie es Parlamentarier schon forderten, der Firma Burberry den „Warrant“ entziehen, das Wappen, mit dem sich Burberry als „königlicher Hoflieferant“ ausweisen darf. Burberry beteuert, man sei weiterhin eine britische Marke und beschäftige noch 2000 Mitarbeiter in sechs britischen Fabriken, darunter 600 in Yorkshire, „wo unsere Trenchcoats hergestellt werden. Und daran wird sich nichts ändern“. Wirklicher Schaden fürchtet Burberry aber aus einer anderen Richtung. Fußball-Hooligans haben die Marke liebgewonnen. Sie kleiden sich gern mit Schals und Mützen mit dem charakteristischen Burberry-Design – oder sind es schon in China hergestellte „Fälschungen“? Als die Londoner Polizei im Herbst einer Aktion gegen Hooligans den Namen „Operation Burberry“ gab, drohte Burberry mit dem Rechtsanwalt.

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