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Panorama: Bushs Party: Ein angemessenes Outfit

Demonstrativer geht es nicht. George W.

Von Andreas Oswald

Demonstrativer geht es nicht. George W. Bush hebt die Hose seines Smokings und hält den Fuß hoch. Sichtbar wird ein texanischer Cowboy-Stiefel und, als ob das nicht genug wäre, ein auf dem Stiefel angebrachtes Wappen des 43. Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika. Acht Bälle gab es im Rahmen der Inaugurationsfeiern und einer war der Wichtigste für George W. Bush: die "Texas Black Tie & Boots"-Party. Hier wurde die Kleiderordnung der neuen Ära gezeigt. Smoking mit Boots. "Der neue Präsident ist Texaner, ein Cowboy aus vollem Herzen und Überzeugung", hatte er schon zuvor seinen Anhängern zugerufen.

Ein offenes Wort, Bush versteckt sich nicht. Laura Bush fiel auf durch ihr groß angekündigtes rotes Ballkleid des gänzlich unbekannten texanischen Designers Faircloth: ein enges Chantilly-Spitzenkleid mit Kristallperlen-Dekor. Sie passte damit gut zu den anderen Damen, von denen viele ihre Garderobe aus den 80er Jahren aus ihren Kleiderschränken geholt hatten. Brokatkleider, auf Taille geschnitten. Viele Stoffe glitzerten, die "New York Times" will sogar gesehen haben, dass zahlreiche Schultern noch gepolstert waren. Eine Ballbesucherin sagte in den ABC-News, es habe nach Mottenkugeln gerochen.

Die Zeichen sind verwirrend. Was wollten die Bushs, was wollten die Ballgäste sagen? Das jüngste 80er Revival der jungen Modeszene hatte zwar die alte Mode wieder hervorgekramt, aber nicht original, sondern ironisch zitierend. Die Ballgäste in Washington trugen wieder die Originale. Ist das eine ironische Antwort auf die junge Generation, die die 80er Jahre wieder aufleben lässt? Aber wahrscheinlich wissen die Ballgäste gar nicht, dass es ein 80er Revival gibt. Sie kennen es einfach nicht anders und zeigen sich geradeheraus, wie sie sind: etwas steif, etwas verkniffen, traditionalistisch. Man könnte auch sagen: gewagt. Wer traut sich heutzutage, etwas zu tragen, was nicht den aktuellen Outfit-Regeln entspricht?

Laura Bushs Kleid sei "weder spannend noch inspiriert", schrieb die "Washington Post". Aber vielleicht steht es authentisch für die First Lady, die in der Vergangenheit deutlich gemacht hat, dass sie weniger mit Hollywood-Stars verkehren wird, als die Clintons vor ihr. Auch Modedesigner und Musikstars gehören weniger zu dem gesellschaftlichen Umfeld der Bushs. Dafür mehr Sportler. Und Schriftsteller. Mit denen trifft sich zwar nicht der Präsident, aber seine Frau, eine Bücher-Närrin.

Sie lud als erstes zahlreiche namhafte Autoren nach Washington. Darin hat sie Erfahrung. Sie organisierte früher regelmäßig Literaturfestivals in Texas. Ja, so etwas gibt es auch in Texas.

Zurück zu Laura Bushs Kleid. Es ist alles andere als spektakulär, aber vielleicht genau das Richtige. Hillary Clinton sah grässlich aus bei der Inaugurationsfeier ihres Mannes. Andererseits: Nancy Reagan warf man einst vor, zu gut gekleidet zu sein. Laura Bush war insofern genau richtig angezogen. Nicht zu auffällig, nicht auf dem neuesten Stand der aktuellen Designer-Mode und so wie es ihr persönlich gefällt und wie sie ist: respektabel und selbstbewusst. Sie hat nicht vor, im Rampenlicht zu stehen, das hat sie schon früher klargemacht.

Dafür kümmert sie sich um andere Sachen. Um die Schriftsteller, um die Bildung, darum, dass ihr Mann nicht säuft. Ihn hat sie einst vom Alkohol weggebracht. Das ist doch auch etwas Gutes.

Und der Präsident? Der zeigt sich einfach so wie er ist. Dafür gab es eine eindrückliche Szene. Als er mit seiner Tochter Jenna tanzte und sie tollpatschig drehte, verrutschte ihr trägerloses Kleid so sehr, dass sie ihn wütend ansah und einfach wegging. Es war ihr offenkundig peinlich. Sie drehte sich herum und rückte ihr Kleid wieder zurecht.

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