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Panorama: Chaos zum Prozessauftakt: Verfahren um Düsseldorfer Flughafenbrand geht in neue Runde

Mit gegenseitigen Vorwürfen und Befangenheitsanträgen hat die Neuauflage des Strafprozesses um die Brandkatastrophe am Düsseldorfer Flughafen begonnen. Vor dem Düsseldorfer Landgericht verlangten die Verteidiger am Donnerstag in gereizter Stimmung das Ausscheiden eines Richters und die Umbesetzung der Kammer.

Mit gegenseitigen Vorwürfen und Befangenheitsanträgen hat die Neuauflage des Strafprozesses um die Brandkatastrophe am Düsseldorfer Flughafen begonnen. Vor dem Düsseldorfer Landgericht verlangten die Verteidiger am Donnerstag in gereizter Stimmung das Ausscheiden eines Richters und die Umbesetzung der Kammer. Zudem müssten alle Schöffen auf eine mögliche Alkoholkrankheit überprüft werden.

Wegen eines alkoholkranken Laienrichters war das Millionen teure Großverfahren im August nach 42 Verhandlungstagen geplatzt. Zehn Angeklagte müssen sich nun erneut wegen fahrlässiger Tötung und Brandstiftung verantworten. Bei dem verheerenden Großbrand im April 1996 starben 17 Menschen, 88 wurden verletzt.

Weil Gutachter dem 40-jährigen Schöffen wegen fortgeschrittener Hirnschäden auch nachträgliche Prozessunfähigkeit bescheinigt hatten, reichte die Auswechslung des Mannes nicht aus. Der Prozess muss völlig neu aufgerollt werden. Eine zügige Wiederholung des Verfahrens scheint aber auch mehr als viereinhalb Jahren nach der Katastrophe in weiter Ferne. Besonders an einem beisitzenden Richter entzündete sich die Kritik der Verteidiger: Weil der schon in einem Zivilverfahren um Schadenersatzansprüche wegen des Großbrandes am Airport geurteilt hatte, könne er nun nicht mehr unbefangen abwägen.

Auch die Staatsanwälte gerieten mit den rund 20 Anwälten in Streit: Den Verteidigern im Verfahren sei "kein Argument zu absurd", soll einer der Ankläger gesagt haben. Ein Verteidiger konterte mit der möglichen politischen Befangenheit der Staatsanwaltschaft, was diese wiederum als "ehrabschneidend" zurückwies.

Fast 108 Zeugen und 14 Sachverständige sollen gehört werden. Viele nicht nur zum zweiten Mal, da bereits sechs Zivilverfahren zum Flughafenbrand stattfanden. Auslöser der Brandkatastrophe waren nach Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Schweißarbeiten. Illegal verwendete brennbare Wärmedämmung soll dann das rasche Ausbreiten des Feuers im Airport-Gebäude ermöglicht haben. Zu diesem Ergebnis ist auch das Oberlandesgericht Düsseldorf in einem Zivilverfahren im Oktober gekommen.

In dem Strafprozess sind neben den beiden Schweißern fünf Bauleiter, ein Architekt und zwei Mitarbeiter der Düsseldorfer Feuerwehr angeklagt. Sie sollen entgegen den Brandschutz-Bestimmungen den Einbau der brennbaren Platten genehmigt haben. Für die Wiederholung des Prozesses sind zunächst 23 Verhandlungstage angesetzt. Das Urteil wird nicht vor März kommenden Jahres erwartet.

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