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Panorama: Concorde-Absturz: Der Druck auf die Fluggesellschaften wächst

Die Zukunft der Concorde wird immer heftiger diskutiert und der öffentliche Druck auf die Fluggesellschaften Air France und British Airways wächst, die Maschinen aus dem Verkehr zu ziehen. In Deutschland forderten Experten am Wochenende, die Concorde-Flotte von nur noch zwölf Maschinen stillzulegen.

Die Zukunft der Concorde wird immer heftiger diskutiert und der öffentliche Druck auf die Fluggesellschaften Air France und British Airways wächst, die Maschinen aus dem Verkehr zu ziehen. In Deutschland forderten Experten am Wochenende, die Concorde-Flotte von nur noch zwölf Maschinen stillzulegen. In Großbritannien wurden Stimmen laut, British Airways sollte die Flüge wenigstens vorläufig einstellen. Dagegen will Frankreich neue Sicherheitsvorschriften erlassen und die Flüge dann wahrscheinlich schon in den kommenden Tagen wieder aufnehmen. Als möglicher Auslöser der Katastrophe mit 114 Toten gilt inzwischen ein beim Start am vergangenen Dienstag geplatzter Reifen.

Schon an diesem Montag, knapp eine Woche nach dem Absturz einer Concorde bei Paris, kommen Experten in der französischen Hauptstadt zusammen, um über die neuen Vorschriften zu beraten.

Bei der Suche nach der Absturzursache verdichtete sich am Wochenende die Vermutung, ein geplatzter Reifen könnte den Brand und den Triebwerkausfall ausgelöst haben. Bergungsexperten untersuchen die mehr als 100 000 Trümmerteile. Die Untersuchungskommission hat für Ende August einen Zwischenbericht angekündigt.

Dessen ungeachtet fordern deutsche Fachleute den Verzicht auf den Einsatz des Überschalljets. "Die Concorde ist eine fliegende Zeitbombe, sie gehört aus dem Verkehr gezogen", sagte der Berliner Professor für Luftfahrtrecht, Elmar Giemulla, der "Bild am Sonntag" (BamS). Die Maschinen hätten das Ausmusterungsalter erreicht, das technische Risiko sei zu hoch. Geplatzte Reifen dürften normalerweise nicht zu einer solchen Katastrophe führen. "Angesichts eines solchen banalen Zwischenfalls ist es ein Wunder, dass nicht schon früher etwas passiert ist." Für eine "Pensionierung" der seit 1976 eingesetzten Concorde sprach sich in der "BamS" auch Bodo Baums aus, Dekan des Fachbereichs Luft- und Raumfahrttechnik der Fachhochschule Aachen: Schon jetzt könne die Sicherheit offenbar nur mit einem Riesenaufwand gewährleistet werden.

Britischen Zeitungen vom Sonntag zufolge sind die beiden Fluggesellschaften in den vergangenen Jahren in einer "Serie von Berichten" auf die Anfälligkeit der Concorde für geplatzte Reifen und Triebwerksbrände aufmerksam gemacht worden. Bei den sieben britischen Concordes sei seit 1988 durchschnittlich mindestens einmal im Jahr ein Reifen geplatzt, schrieb die "Sunday Times". Britische und US- Behörden hätten zudem vor vier verschiedenen Triebwerkproblemen gewarnt.

Zwischenfälle bei Crossair

Die Serie von Zwischenfällen bei der Schweizer Regionalfluggesellschaft Crossair dauert an. In der vergangenen Woche brachen zwei Maschinen wegen technischer Probleme ihren Flug ab. Einen entsprechenden Zeitungsbericht bestätigte am Sonntag ein Crossair-Sprecher. Eine in Lugano gestartete Crossair-Maschine war wegen eines Lecks in der Triebwerk-Hydraulik umgekehrt. Eine weitere in Basel gestartete Maschine flog wegen eines defekten Wetterradars zum Startflughafen zurück.

Eine Risikosituation sei nirgends entstanden, erklärte der Sprecher. Die Piloten seien umgekehrt, bevor Probleme entstehen konnten. Es handle sich um Zwischenfälle, wie sie bei anderen Fluggesellschaften auch vorkämen.

Seit Anfang Juli war Crossair bereits mehrfach von Pannen betroffen gewesen. Unter anderem musste eine "Saab 2000" wegen einer Triebwerksstörung den Flug Basel-Barcelona in Genf unterbrechen. Die 46 Passagiere kamen mit dem Schrecken davon. Ein Crossair-Jumbolino war bei der Landung in Zürich von der Piste abgekommen. Die 39 Personen an Bord der aus Düsseldorf kommenden Maschine überstanden den Zwischenfall unverletzt. Zwei weitere Flugzeuge mussten außerplanmäßig auf dem Crossair-Heimatflughafen Basel-Mülhausen-Freiburg landen.

Notlandung

Wegen technischer Probleme konnten zwei Flugzeuge der portugiesischen Gesellschaft TAP nicht wie geplant von der Insel Madeira aufs Festland fliegen. Ein Airbus A320 musste auf der benachbarten Insel Porto Santo notlanden, nachdem ein großer Vogel kurz nach dem Start in Funchal in ein Triebwerk geraten war, wie der private Fernsehsender SIC am Wochenende berichtete. Zwei Stunden später brach ein weiterer Airbus den Start in Funchal wegen eines Versagens der Bremsen ab. Dabei seien die Reifen geplatzt, meldete SIC. Die insgesamt 140 Passagiere seien am Freitag mit anderen Maschinen nach Lissabon gebracht worden.

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