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Die Retter müssen abermals untätig an Land sitzen. Starker Wind und schwerer Seegang machen es unmöglich die Suchaktion weiter fortzusetzen.

© reuters

Update

"Costa Concordia": Drohende Umweltkatastrophe: Regierung beschließt Notstand

Unter Hochdruck versuchen Helfer, letzte Vermisste in der Costa Concordia zu finden. Doch die Suchaktion muss aufgrund schwieriger Wetterverhältnisse unterbrochen werden. Das Schiff droht weiter abzurutschen.

Nach dem Schiffsunglück vor der Mittelmeerinsel Giglio hat die italienische Regierung den Notstand beschlossen. Das verkündete der Minister für Parlamentsangelegenheit, Piero Giarda, nach Angaben der Nachrichtenagentur ANSA am Freitag in Rom. Dadurch sollen Gelder und zusätzliche Hilfe für die Gegend bereitgestellt werden, in der vor einer Woche die „Costa Concordia“ havariert war. Das leckgeschlagene Schiff droht weiter zu sinken, etwa 2300 Tonnen Treibstoff - offensichtlich überwiegend Schweröl - könnten dann ins Meer vor der toskanischen Küste fließen.

Nach stundenlanger Unterbrechung sind an einem Teil der havarierten „Costa Concordia“ am Freitag die Rettungsarbeiten wieder aufgenommen worden. An der aus dem Wasser herausragenden Seite werde weiter nach den Vermissten gesucht, teilte die italienische Marine mit. Die Kritik an dem Kapitän des Schiffes riss unterdessen nicht ab: Der Schiffseigner warf Francesco Schettino vor, das Unternehmen angelogen zu haben.

Die Rettungsarbeiten waren zunächst ausgesetzt worden, weil sich das Wrack nach Angaben des Zivilschutzes um mehrere Millimeter pro Stunde verschob. Ein Tauchroboter wurde eingesetzt, um zu untersuchen, wo genau das Wrack auf dem Felsen auflag. An einer Krisensitzung nahmen laut italienischer Küstenwache alle mit dem Unglück befassten Behörden und Experten teil, darunter auch Vertreter der niederländischen Bergungsfirma Smit Salvage.

Die Behörden befürchten, das gigantische Schiff könnte in tiefere Gewässer abrutschen und vollständig untergehen. In den Tanks befinden sich nach wie vor rund 2400 Tonnen Treibstoff. Sie könnten auslaufen und das Naturschutzgebiet des Toskanischen Archipels, einer Gruppe aus sieben Inseln, stark gefährden. Ein Vertreter von Smit Salvage sagte, seine Spezialisten könnten sofort mit den Abpumparbeiten loslegen, warteten aber noch auf grünes Licht der Behörden.

Das Unglück der "Costa Concordia" in Bildern:

Am späten Freitagnachmittag erklärte die Marine dann, das Schiff habe sich stabilisiert und die Arbeiten seien teils wieder aufgenommen worden. Die Arbeiten unter Wasser könnten Taucher allerdings nicht vor Samstagmorgen fortsetzen. Vermisst wurden nach dem Unglück vor einer Woche noch immer mehr als 20 Menschen. Elf Tote wurden bislang geborgen.

Schettinos Rolle wurde derweil immer zwielichter. Italienische Medienberichte, wonach er möglicherweise mit einer jungen Frau aus der Republik Moldau auf der Kommandobrücke geflirtet habe, wies die 25-Jährige allerdings zurück. „Alle Anschuldigungen, die man heute gegen ihn hört, sind absurd“, sagte Domnica Cemortan der Nachrichtenagentur AFP. Sie sei bereit, in der Sache auszusagen.

Der Chef von Costa Cruises, Pier Luigi Foschi, warf Schettino vor, das Unternehmen viel zu spät von der Katastrophe unterrichtet zu haben. „Er war nicht ehrlich zu uns“, sagte Foschi dem „Corriere della Sera“. „Wäre das Schiff früher evakuiert worden, wäre möglicherweise niemand umgekommen“.

Schettino sitzt derzeit in Hausarrest, er muss sich unter anderem wegen fahrlässiger Tötung verantworten. Er hatte mit der „Costa Concordia“ einen Fels gerammt, der aber sichtbar aus dem Wasser herausragte, wie die „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ (Samstagsausgabe) unter Berufung auf Foschi berichtete.

Angehörige von Vermissten reisten unterdessen nach Giglio und andere Städte in der Umgebung. Einige begaben sich mit einem Boot zum Wrack der „Costa Concordia“ und warfen Blumen ins Meer. (AFP)

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