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In diesem Bach in der Nähe von Frankfurt am Main wurde der gefährliche Ehec-Erreger des Typs O 104:H 4, der die schwere Hus-Verlaufsform auslösen kann, nachgewiesen.

© dapd

Darmkeim: Ehec-Erreger in einem hessischen Bach gefunden

In einem Bach bei Frankfurt am Main ist der gefährliche Ehec-Erreger des Typs O 104:H 4 nachgewiesen worden, der die schwere Verlaufsform Hus auslöst. Erstmals wurde auch die Ehec-Übertragung von Menschen auf Lebensmittel nachgewiesen.

Nach Angaben des hessischen Sozialministeriums hatte die Mitarbeiterin des Partyservice das Essen mit zubereitet und dabei offenbar den Keim übertragen. Obwohl die Frau zum Zeitpunkt der Feier vor etwa vier Wochen den Angaben zufolge bereits mit Ehec infiziert war, hätte sie noch keine Symptome gezeigt. Wenig später sei sie jedoch an der von Ehec verursachten schweren Krankheit Hus erkrankt. Bei der Familienfeier mit 70 Teilnehmern aus ganz Deutschland waren 20 von ihnen an Ehec erkrankt, bei drei Menschen entwickelte sich Hus. Acht der Erkrankten stammen aus Hessen.

Gefährlicher Erregertyp im Frankfurter Bach gefunden

Laut hessischem Umweltministerium wurde der Erreger inzwischen auch in einem Bach in Frankfurt am Main nachgewiesen. Es bestehe aber keine Verbindung zwischen dem Fließgewässer und der Trinkwasserversorgung, betonte die Behörde. Die positive Probe mit dem Ehec-Erreger des Typs O 104:H 4, der die schwere Hus-Verlaufsform auslösen kann, wurde im Erlenbach im Nordosten der Stadt Frankfurt am Main entnommen. In der Nachbarschaft war Mitte der Woche auf dem Salat eines Gemüsehofes ein harmloserer Ehec-Erreger festgestellt worden. Dieser soll mit dem Waschwasser des Betriebs auf den Salat gekommen sein. Im Zuge der verstärkten Kontrollen wurden auch dem Bach Proben entnommen, in denen jetzt der gefährlichere Erreger nachgewiesen wurde.

Die Gefahr einer Kontamination des Trinkwassers bestehe aber nicht, versicherte die Sprecherin des Sozial- und Gesundheitsministeriums in Wiesbaden, Susanne Andriessens. In dem Bach seien auch bei früheren Proben in den vergangenen Jahren hin und wieder Keime gefunden worden, darunter auch Ehec-Erreger. Dies sei bei einem Oberflächengewässer nicht ungewöhnlich.

Gründe für die Belastung des Wassers mit dem Keim sind nach Einschätzung der beiden Ministerien vielfältig. Da die Proben in der Nähe einer Kläranlage entnommen wurden, sei nicht auszuschließen, dass er von dort in das Bachwasser kam. Generell verminderten Kläranlagen die im Abwasser enthaltenen Keime. Doch damit sei das gereinigte Abwasser nicht hygienisch unbelastet. Deshalb werde auch in Hessen vom Baden in Bächen und Flüssen grundsätzlich abgeraten. Auch zum Trinken sei deren Wasser ungeeignet.

Der jetzt in Frankfurt gefundene Keim vom Typ O 104:H 4 kann den Angaben zufolge zu schweren Darminfektionen des Menschen führen, wenn eine ausreichende Menge davon aufgenommen wird. Ob überhaupt bedeutende Mengen davon in Fließgewässern erreicht werden, sei unklar.

Regierung will Meldesystem verbessern

Als Konsequenz aus der Ehec-Epidemie will die Bundesregierung nach Angaben von Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr (FDP) das Meldesystem für Infektionskrankheiten deutlich verbessern. Das Thema soll auf der Gesundheitsministerkonferenz am 29. und 30. Juni besprochen werden. Bahr sagte der in Düsseldorf erscheinenden "Rheinischen Post": "Wir müssen das Meldeverfahren an die modernen Kommunikationsmöglichkeiten anpassen, damit die Informationen darüber, wie sich die Zahlen der Erkrankten entwickeln, schneller verfügbar sind." Es sei nicht verständlich, warum in einer solchen Situation wichtige Meldungen sogar per Post verschickt worden seien.

Unterdessen forderte der Darmkeim ein weiteres Todesopfer. In Nordrhein-Westfalen starb nach Angaben des Landesgesundheitsministeriums bereits am Donnerstag ein 81-jähriger Mann aus dem Kreis Minden-Lübbecke, der sich mit dem Erreger infiziert hatte. Es handelt sich um den 39. Todesfall seit Anfang Mai. (dapd)

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