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Panorama: Darüber macht man keine Witze

Britney Spears ist ganz offensichtlich krank – die Gagschreiber im Fernsehen nehmen darauf Rücksicht

Normalerweise machen die Night-Talker vor nichts und niemandem halt. Besonders, wenn es sich um Prominente handelt, deren Missgeschicke am Tag sich des Abends in quotenträchtige Witze verpacken lässt. Aber was mit Sängerin Britney Spears im Augenblick vor sich geht, war dann einigen doch unheimlich. Er werde sie vorerst in Ruhe lassen, verkündete etwa Craig Ferguson, bei CBS Gastgeber der „Late Late Show“ gleich nach David Letterman. Nachdem er Fotos der seit vergangenen Freitag Kopfhaarlosen gesehen habe, glaube er, dass sie zu verletzlich sei, um nun auch noch Witze über sich ergehen zu lassen. Ferguson reihte sich sogleich in die Armada der Küchenpsychologen ein, die seit Tagen versuchen, das Drama zu deuten, das sich vor aller Augen abspielt. Der Night-Talker erinnerte an seine eigene Alkoholsucht, die er überwinden musste: „Ich sage nicht, dass Britney auch Alkoholikerin ist, ich weiß es nicht. Aber sie braucht ganz eindeutig Hilfe.“ Am Dienstag entschloss sich Spears dann tatsächlich, eine Klinik aufzusuchen. Sie sei „freiwillig“ zur Behandlung in eine Rehaklinik gegangen, teilte ihr Manager Larry Rudolph der US-Zeitschrift „People“ mit. Den Ort hielt er geheim.

Die Journalistin Rosie O’Donnell, derzeit in den Schlagzeilen wegen eines verbalen Schlagabtauschs mit Donald Trump, sieht bei Spears Parallelen zu den Olsen-Zwillingen Mary Kate und Ashley, ebenfalls superreich, superberühmt und unfähig, ein normales Leben zu führen.

Sogenannte Experten bieten derweil ihre Ferndiagnose an. Therapeut Terence McPhaul, Autor des Buches „The Celebrity Psyche“, sieht das Problem laut „Los Angeles Times“ darin, dass die früh erfolgreiche Spears nie die Gelegenheit hatte, wie eine 15-Jährige zu leben. Das hole sie jetzt als 25-Jährige nach. Dass Spears laut Meldungen schon Ende vergangener Woche – vor ihrem Friseurbesuch – für 24 Stunden in eine Rehabilitationsklinik ging, dann aber wieder Reißaus nahm, ist seiner Ansicht nach ein Zeichen dafür, dass sie nicht mit einer einfachen Abhängigkeit kämpfe: „Sie hat größere Probleme, mit denen sie sich nie beschäftigt hat.“ Die Geburt ihrer beiden Söhne und die Scheidung von Möchtegern-Rapper Kevin Federline hätten die Situation nur verschärft: „Aber vielleicht sollten wir auch einfach an eine postnatale Depression denken?“, meint McPhaul.

Spears hatte ihren zweiten Sohn Jayden James vor fünf Monaten zur Welt gebracht, Sean Preston ist eineinhalb Jahre alt. Seit sie im November für Federline angeblich überraschend wegen „unüberbrückbarer Differenzen“ die Scheidung einreichte, erschien die ohnehin partyfreudige Sängerin bisweilen außer Rand und Band. Mit extra kurzen Röcken und nichts darunter sorgte sie dafür, dass sie in der Liste der bevorzugten Jagdobjekte der Paparazzi wieder nach oben stieg. 2007 sollte eigentlich das Jahr ihres großen Comebacks werden, ihre Plattenfirma drängelt. Im Augenblick mehren sich allerdings die Befürchtungen, dass sie unter dem Erwartungsdruck zerbricht und aus der neuen CD nichts wird.

Nach ihrer Radikalfrisur am Freitag war sie unangemeldet in einen Tätowiersalon gestürzt und hatte sich zwei kleine Bildchen am Handgelenk und an der Hüfte stechen lassen. Sie sei verwirrt und abgelenkt gewesen, gab die Tattoo-Künstlerin Emily Wynne Hughes zu Protokoll, „sie hat unter den Schmerzen geschrien und sich mit ihrem ganzen Körper gewunden“. Am Sonntag ging es ihr aber schon wieder besser, laut „New York Daily News“ tauchte sie in Los Angeles in einem Klub mit wasserstoffblonder Perücke auf. Zuvor hatte angeblich ihr Vater versucht, ihr ins Gewissen zu reden.

Während sie nun in den US-Medien darüber spekulieren, wie viel wohl die künstliche Haarpracht gekostet habe, versucht Spears’ Friseurin, die gefallenen Originallocken zu Geld zu machen. Zunächst versuchte sie, sie auf Ebay zu versteigern, als das Online-Auktionshaus das stoppte, richtete sie eine eigene Webseite ein. In ein paar Tagen dürfte auch das letzte Mitleid verflogen sein, und alle werden wieder kräftig auf ihre Kosten Witze reißen.

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