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Klassischer Look: Eine Szene aus dem besprochenen Band.

© Eichborn

Darwyn Cookes „Parker“: Ein Rächer mit Stil

Besser kann man Noir-Storys wohl kaum erzählen: Seit fünf Jahren adaptiert Darwyn Cooke Donald E. Westlakes Parker-Reihe, jetzt ist der zweite Band auf Deutsch erschienen.

Dieser Held ist ein Schuft – und ein echter Profi: Der Berufsverbrecher Parker weiß genau, wie ein Bruch zu laufen hat. Der Vollzeit-Kriminelle, den der amerikanische Krimi-Autor Donald E. Westlake alias Richard Stark 1962 für seine Serie von zwei Dutzend Romanen geschaffen hat und den man auch durch den Kinofilm „Point Blank“ mit Lee Marvin kennt, folgt einem simplen Kodex und erkennt auf den ersten Blick, wann Gewalt nur Ärger bringt und wann er sich auf sie verlassen muss, um ein Ding durchzuziehen.

Seit 2009 zieht der kanadische Comic-Künstler Darwyn Cooke seine famose Comic-Adaption der Parker-Romane durch. Cooke, der zunächst als Werbegrafiker arbeitete, später an den preisgekrönten Batman/Superman-Trickfilmserien der 90er Jahre mitwirkte und seither Comics wie „Catwoman“, „The Spirit“ und „Before Watchmen“ gestaltete, präsentiert sich an den Parker- Graphic-Novels einmal mehr als moderner Meister. In seinen von den alten Tugenden aus Design und Illustration geprägten Comic-Umsetzungen verhilft Cooke Starks scharf umrissenem Protagonisten zu großartigen Auftritten.

In den USA sind bereits vier Bände erschienen

Die Panels sind reduziert, die Zweifarben-Kolorierung stimmungsvoll. Cooke fängt Starks schlanke Prosa und die schnörkellosen Gaunergeschichten hervorragend ein. Besser kann man Noir-Storys kaum erzählen, und besser kann man sie wohl auch kaum visualisieren. So wird mit fast 50 Jahren Abstand Parker von einem Medium ins andere transferiert, und zwar mit mehr Stil als in der immerhin ganz unterhaltsamen Verfilmung „Parker“ aus dem vergangenen Jahr mit Jason Statham in der Hauptrolle.

Im Original gibt es bisher vier Parker-Adaptionen von Cooke, jetzt sind die ersten beiden auf Deutsch erschienen. Im aktuellen Band („Das Syndikat“) muss der effiziente Parker seine offene Rechnung mit dem titelgebenden Syndikat endgültig begleichen, wenn er jemals wieder in Ruhe gelassen werden will. Also greift er dort an, wo es besonders weh tut: am Geldbeutel. Allein schafft er das jedoch nicht, weshalb alte Komplizen auf Parkers Geheiß hin der unantastbar geltenden und deshalb träge gewordenen Organisation im ganzen Land zusetzen.

Der vielseitige Cooke nutzt das, um stilistisch ein wenig die Muskeln spielen zu lassen und zu experimentieren. So mit einer illustrierten Prosastory, die direkt aus einem alten True-Crime-Magazin zu stammen scheint, und einer eher cartoonigen Seitenstrecke. Hier büßt der zweite Parker-Comic-Roman ein bisschen an Knackigkeit ein. Doch die Geschichte kommt schnell wieder auf Kurs. Am Ende steht einmal mehr fest: Dieses Trio ist einfach unschlagbar – auch wenn es aus zwei Helden und einem echten Schuft besteht.

Darwyn Cooke: Parker - Das Syndikat. Nach dem Roman "The Outfit" von Richard Stark. 160 Seiten, 19,99 Euro.

Weitere Tagesspiegel-Artikel unseres Autors Christian Endres stehen hier, sein Blog findet sich hier: www.christianendres.de.

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