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Panorama: Das Dokumentationszentrum

Die Verantwortlichen in Nürnberg werden erleichtert durchgeatmet haben. Das zurzeit ehrgeizigste Projekt der Stadt ist von der Explosion und dem nachfolgenden Feuer nicht betroffen gewesen.

Die Verantwortlichen in Nürnberg werden erleichtert durchgeatmet haben. Das zurzeit ehrgeizigste Projekt der Stadt ist von der Explosion und dem nachfolgenden Feuer nicht betroffen gewesen. Das "Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände" im Nordteil der monumentalen Kongresshalle wird wie vorgesehen am 4. November von Bundespräsident Johannes Rau offiziell eröffnet. Zu besichtigen ist dann dort, wo Albert Speer den jährlich bis zu einer Million Besuchern der Nazi-Parteitage einen monumentalen Versammlungsort bauen ließ, ein moderner Museums- und Informationskomplex. 20 Millionen Mark haben sich der Bund, das Land Bayern und Nürnberg diesen Lernort über die Verführbarkeit von Menschen kosten lassen.

Rund 3000 Quadratmeter groß ist das neue Dokumentationszentrum. Genug Platz für verschiedene Ausstellungsräume mit allem, was Museumstechnik heute zu leisten vermag. Integriert ist zudem ein Studienzentrum, das für Seminare zur Verfügung steht. Was diesen Gedenkort von anderen in der Republik unterscheidet, ist sein Zugang zum Thema. Im Mittelpunkt sollen nicht die Täter und die Opfer stehen, sondern die Claquere, Mitläufer und Zuschauer des Nazi-Regimes. Welche Faszination ging vom Reich und seinem Führer aus? Auf diese Frage versucht das Dokumentationzentrum eine Antwort zu geben. Man wird also sowohl etwas über die Nürnberger Rassegesetze und die Parteitage als auch über die Nürnberger Kriegsverbrecher-Prozesse erfahren. Auch Leni Riefenstahls "Triumph des Willens" wird zu sehen sein - mit dem notwendigen Kommentar.

Nicht nur inhaltlich, auch architektonisch ist das Dokumentationszentrum etwas Besonderes. Nach dem Entwurf von Günther Domenig durchbohrt ein von weitem sichtbarer, hundert Meter langer Gang aus Glas und Stahl diagonal das Gebäude. Ein Pfahl im Fleisch der Nazi-Architektur. Leicht war der Umbau nicht zu bewerkstelligen. Die Kongresshalle, Nürnbergs Kolosseum, ist nicht nur gut dreißig Meter hoch, sondern besitzt auch anderthalb Meter dicke Mauern aus Granit und Ziegelstein.

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