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Panorama: Das Geheimnis im Blick

Studie: Alle Blauäugigen haben denselben Vorfahren

Noch in der Mittelsteinzeit hatten alle Menschen braune Augen. Doch eines Tages wurde der erste Blauäugige geboren. Und eins steht fest: Er hatte Kinder.

Denn heute, 6000 bis 10 000 Jahre später, leben auf der Welt etwa 670 Millionen Menschen mit blauen Augen – und sie alle stammen vermutlich von diesem einen Vorfahren ab. Das haben Wissenschaftler von der Universität Kopenhagen herausgefunden, indem sie die Genmutation, die für die Blauäugigkeit zuständig ist, genauer unter die Lupe nahmen. Diese Veränderung im Erbgut ist so speziell, dass sie im Laufe der Evolution nur ein einziges Mal entstanden sein kann.

Der dänische Genetiker Hans Eiberg versuchte schon seit mehr als zehn Jahren, das Geheimnis der blauen Augen zu lüften. Jetzt hat er zusammen mit Kollegen das Erbgut von rund 800 Menschen untersucht, darunter Blauäugige aus Skandinavien, der Türkei, Jordanien und Indien. Die DNS-Analyse ergab, dass all diese Menschen die gleiche Mutation des Gens OCA2 tragen, schreiben die Forscher im Fachblatt „Human Genetics“.

Dieses Gen beinhaltet die Bauanleitung für ein ganz bestimmtes Eiweiß, das zur körpereigenen Produktion von Melanin benötigt wird – und von der Menge dieses Pigments hängt die individuelle Augenfarbe ab. Lagert sich viel Melanin in der Iris ab, erscheint sie braun. Bei weniger Melanin wird das Licht anders gebrochen – und Farbnuancen von Olivgrün über Grau bis hin zu Hellblau entstehen. Die Genmutation, die Eiberg und sein Team jetzt bei fast allen Blauäugigen fanden, blockiert das Gen OCA2 weitgehend, so dass es nur noch geringe Mengen des zur Melaninbildung nötigen Eiweißes produzieren kann. Und zwar genau so viel, dass sich genug Pigmente in der Iris einlagern, um die Augen blau schimmern zu lassen.

Wo der erste blauäugige Mensch lebte, wissen die Forscher bislang nicht. Sie vermuten aber, dass die Mutation erstmals nordwestlich des Schwarzen Meeres auftrat, von wo aus sie sich später in Richtung Europa ausbreitete. Heute tragen zehn Prozent aller Menschen diese Mutation. Die meisten davon leben in Skandinavien und anderen Ländern Nordeuropas. Doch auch die blauäugigen Jordanier, Inder und Türken besitzen diese Genvariante. „Sie alle haben genau den gleichen Knopf an genau der gleichen Stelle in ihrem Erbgut", sagte Genetiker Eiberg. Und deshalb müssen sie auch von einem gemeinsamen Vorfahren abstammen.

Dagny Lüdemann

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