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Panorama: Das Grauen von Jersey

Heimkinder wurden missbraucht und getötet

Jersey - Herrliche Strände, dramatische Klippen, französische Küche und sehr niedrige Steuern. Die zum Besitz des britischen Königshauses gehörende Kanalinsel Jersey galt lange als Paradies, bis jetzt Zeugen von grauenvollen Sexualverbrechen an Kindern ihr Schweigen brachen. Nachdem am Wochenende in einem Keller das Skelett eines Kindes entdeckt worden war, erscheint die idyllisch gelegene Jugendherberge „Haute de la Garenne" wie ein Haus des Schreckens. Sechs oder gar noch mehr Kinder könnten vor Jahrzehnten einen leidvollen Tod in dem damaligen Kinderheim erlitten haben. Brutale Schänder sollen sie gequält, umgebracht und verscharrt haben. Die Polizei dehnte am Mittwoch die Ermittlungen aus, nachdem sich weitere Menschen als Opfer zu erkennen gegeben hatten. „Es war grausam, sadistisch und einfach die Hölle", schilderte eine 49-jährige, die Reportern nur ihren Vornamen Pamela nennen wollte. Gerade weil sie „zu den schwächsten Kindern" gehörte, musste sie in dem Heim zwischen 1973 und 1975 wieder und wieder Vergewaltigungen über sich ergehen lassen. Angestellte hätten sich regelmäßig zu Sex- und Saufgelagen getroffen. „Es wurden Jungen und Mädchen gleichermaßen vergewaltigt, in allen Altersgruppen.“ Für Vergehen sollen die Kinder in eine Zelle von nur drei Mal vier Meter gesperrt, sadistisch gefoltert und sexuell missbraucht worden sein, schilderten weitere der schon mehr als 150 Zeugen. Die meisten von ihnen haben die Insel, auf der heute fast 100 000 Menschen leben, längst verlassen.

Wenn die ganze Wahrheit ans Licht kommt, schrieb die „Daily Mail", könnte das Königreich mit „dem schlimmsten Missbrauchsskandal auf britischem Boden" konfrontiert sein. Anfangs glaubten die Ermittler an Übertreibungen. Dann fügten sich Mosaiksteine zu einem Gesamtbild von systematischen Gewalttaten gegen schutzlose Kinder. Angeblich hatte der frühere Gesundheits- und Sozialminister der Insel, Stuart Syvret, die Polizeiaktion in Gang gesetzt, in deren Zuge mittlerweile mehrere ehemalige Angestellte des Heims festgenommen wurden. Syvret soll dabei nicht aus reinen Motiven gehandelt haben. Verdachtsmomente soll er erst an die Medien weitergegeben haben, nachdem ihn die Inselregierung gefeuert hatte – und zwar ausgerechnet wegen eines Streits über die heutige Kinderbetreuung auf Jersey. dpa

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