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Panorama: Das haptische Zeitalter verlangt nach Wäsche zum Wohlfühlen

Gewöhnlich kommt sie entweder so verführerisch wie unbequem oder so gemütlich wie altbacken daher: Unterwäsche spaltet die Gemüter. Viele Frauen würden wahrscheinlich am liebsten nur weiße Baumwolle am Leib tragen, fühlten sich nicht darin wie eine brave Gretl.

Gewöhnlich kommt sie entweder so verführerisch wie unbequem oder so gemütlich wie altbacken daher: Unterwäsche spaltet die Gemüter. Viele Frauen würden wahrscheinlich am liebsten nur weiße Baumwolle am Leib tragen, fühlten sich nicht darin wie eine brave Gretl. Für die Rolle als Vamp in Spitzendessous müssen sie jedoch den Tribut steten Zwickens und Zwackens zahlen. Einige Wäschefirmen versuchen nun Tragekomfort mit Sinnlichkeit zu verbinden. Dank elastischer High-Tech-Materialien ist eine neue Wäschegeneration entstanden. Und die trägt dem derzeitigen Trend Rechnung: Selten stand Wohlgefühl so im Mittelpunkt der Mode wie heute.

Eine von dem Wäschekonzern Schiesser in Auftrag gegebene Studie ruft sogar den "Beginn des haptischen Zeitalters" (haptisch - griechisch: den Tastsinn betreffend) aus. Habe sich bisher alles um optische Reize gedreht, so wende sich die Gesellschaft nun dem Tastsinn zu, stellt Eva Gesine Baur als Autorin der Studie fest. Das zeige sich beispielsweise in zahlreichen Wortneuschöpfungen der Werbung wie "schmusezart" oder am Boom von Massagetechniken. Auch die Wissenschaft interessiere sich immer mehr für die Macht der Berührung. So habe eine britische Untersuchung vor wenigen Jahren ergeben, dass Streicheln die geistige Entwicklung von Babys fördere. Die Schiesser-Studie kommt nicht von ungefähr: Mit "Second Skin" hat der Konzern gerade eine Unterwäsche-Linie auf den Markt gebracht, die ganz auf seidige Weichheit setzt.

Die aus der High-Tech-Faser Tactel hergestellten Produkte werden dementsprechend mit Slogans wie "Männerhände werden eifersüchtig - diese Wäsche streichelt zarter" beworben. "Das haptische Zeitalter kommt. Da spielt Wäsche eine ganz große Rolle", ist der Vorstandsvorsitzende der Schiesser AG, Helmut Haller, überzeugt. "Second Skin, das sollen Wäscheteile zum Wohlfühlen sein." Wichtig ist für Haller dabei auch der feminine Aspekt dieser "Zweiten Haut": "Es geht dabei jedoch um eine neue Form der Erotik, die mit Berührung, Streicheln und Körperkontakt zu tun hat."

Wäsche, meint Haller, sei ein Produkt, das noch eine Chance am Markt habe. Andere Wäschehersteller sehen dies ähnlich: Die Marke Skiny bietet mit "Cult" ein Programm nahtloser Wäsche aus einer Kombination der Microfasern Tactel und Lycra. Der Akzent liegt hier allerdings eher auf Sportlichkeit. Die elastischen Bodys des österreichischen Strumpfherstellers Wolford gelten in der Branche fast schon als legendär. Aber auch Designermarken wie Prada Intimo, Joop oder Calvin Klein werben mit Slips oder BH-Sets aus Microfaser- Qualitäten. Und Triumph hat im letzten Jahr einen besonders bequemen BH auf den Markt gebracht, der sich durch Körperwärme exakt der Figur anpasst. Der Designer Olaf Benz denkt hingegen schon über das "haptische Zeitalter" hinaus: Seine neue Männerwäsche soll dank einer eingearbeiteten Tasche, in die ein Duftpad eingelegt werden kann, den Geruchssinn ansprechen.

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