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Panorama: Das Reich der Märchenprinzessin

ALTHORP (epd).Fast alles, was Dianas 34jähriger Bruder derzeit tut, trägt ihm Kritik ein.

ALTHORP (epd).Fast alles, was Dianas 34jähriger Bruder derzeit tut, trägt ihm Kritik ein.Seit die Prinzessin von Wales am 31.August 1997 nach einem Verkehrsunfall starb und Graf Charles Spencer ihrer gedenken will, wird ihm vorgeworfen, sich an ihr bereichern zu wollen.Die von ihm konzipierte ständige Ausstellung "zur Feier von Dianas Leben" auf dem ostenglischen Familien-Anwesen Althorp in Northamptonshire sei ein Freizeitpark, heißt es abschätzig.An diesem Mittwoch öffnet "Dianaville" 60 Tage lang für geschätzte 150 000 Touristen die Pforten.

Die Bewohner der ländlichen Idylle um Althorp und das Dorf Great Brington befürchten angesichts des erwarteten Ansturms ein Verkehrschaos.Um sie zu beschwichtigen, hatte der neunte Earl Spencer in der vergangenen Woche neben anderen Privilegierten Dorfbewohner zu einer Vorbesichtigung der zum Museum umgebauten Ställe und der Begräbnisinsel auf das 550 Morgen große Gut geladen.Der Rest der Welt mußte sich bislang noch mit Außenaufnahmen der künftigen Prinzessinnen-Pilgerstätte begnügen.

Erst zum Geburtstag der Prinzessin am 1.Juli dürfen zahlende Gäste die Schwellen zum 260 Jahre alten Stallblock im klassizistischen Palladio-Stil überschreiten, der für angeblich neun bis zwölf Millionen Mark umgestaltet wurde.Sechs Themenräume in "kühlem zeitgenössischen" Design von Rasshid Din, der für den Modeschöpfer Ralph Lauren arbeitete, ehren Diana.Der erste setzt sie mit anderen "bahnbrechenden" Spencer-Frauen ins Verhältnis, darunter Gräfin Lavinia, einer Bekannten des großen englischen Seefahrers Lord Nelson.

Im zweiten und rührendsten ist das Kind Diana Hauptperson, laut Spencer "ein Junior-Star".Eine Schuluniform, eine Box fürs Schulmittagessen und ein rotes Kinderauto sind unter den Exponaten, außerdem ein Videofilm mit Bildern eines fröhlichen kleinen Mädchens.Nach den Worten der Kuratorin des Museums Catherine McDermott sind die Familien-Aspekte das eigentlich Neue an der Ausstellung.

Weil es zu schmerzvoll für ihn sei, ließ Spencer den Videofilm von Regisseur Tim Ashton aus Familienstreifen zusammenschneiden: von Dianas Taufe, ihrem ersten Geburtstag, von ihrer Liebe für Tiere, dem ersten Gang zur Schule und ihrer Leidenschaft Schwimmen.Im Mittelpunkt des dritten Raumes, der Dianas öffentliches Leben zeigt, stehen ihr Hochzeitskleid und ein häufig getragenes Diadem.Raum vier ist ihrer Arbeit für wohltätige Zwecke gewidmet.Der "Tribute Room" dreht sich um ihren Tod und die öffentliche Trauer.In einer Halle mit Säulen unter dem Deckengewölbe sind kostbare und berühmte Kleider der Prinzessin sowie Kondolenzbücher aus aller Welt ausgestellt.

Entgegen früheren Plänen dürfen Besucher auch das Grab auf dem Anwesen sehen.Spencer ließ einen Rundweg um den Teich schaffen, in dessen Mitte die Begräbnisinsel liegt.Ein Sockel mit dekorativer Urne weist auf die letzte Ruhestätte hin, wobei das Grab selbst nicht markiert ist.Für Blumen steht ein kleiner Tempel am Ufer des Teiches bereit.Auf einer Gedenktafel steht, was Diana in einem Interview sagte: "Nichts macht mir mehr Freude, als den Verletzlichsten in der Gesellschaft zu helfen.Wer immer in Not ist, kann auf mich zählen.Ich komme gelaufen, wo immer sie sind."

Daß in Althorps Ställen ein Restaurant sowie ein Andenken-Laden entstanden sind und die Eintrittspreise für Erwachsene fast 30 Mark (Kinder 15 Mark) betragen, trug Spencer böse Worte ein.Die "Sunday Times" rügte, er wolle sich offenbar ein Monopol auf Dianas Andenken und Nebenprodukte sichern.Andere Kritiker monierten, daß nur zehn Prozent der Einkünfte an den Diana-Gedächtnis-Fonds gehen.

Ein BBC-Interview und ein Fernsehbericht mit einer Tour durch Althorp haben die Vorwürfe gegen Spencer verstärkt, sich am Tod seiner Schwester zu bereichern.Die Medien kritisieren, daß Spencer ihnen einerseits die Schuld an Dianas Unfall gebe und versuche, sein Privatleben vor der Presse zu hüten, daß er andererseits aber wann immer möglich doch Vorteil aus seiner Popularität als Dianas Bruder ziehen wolle.Der 34 Jahre alte Spencer erklärte, das Museum sei ein angemessener Tribut an seine Schwester.

Spencer hatte sich Berichten zufolge mehrere Millionen Pfund leihen müssen, um Althorp herzurichten.Nach eigenen Angaben macht er im ersten Geschäftsjahr Verluste.Egal, was er tut, man werde ihm vorwerfen, "mit der Tragödie Geld zu scheffeln", beklagt Althorp-Manager David Horton-Fawkes das Dilemma des Grafen.

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