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Panorama: Das Robbenschlachten hat begonnen

Jäger und Tierschützer treffen auf weniger Tiere als im letzten Jahr – Kanada verteidigt die Jagd

Montréal - Pünktlich mit dem ersten Tageslicht hat am Samstag auf den Eisschollen im Golf des St. Lorenz-Stroms die blutige Jagd auf Robbenbabys begonnen. 335 000 Tiere, kaum eines älter als drei Monate und viele gerade erst 20 Tage alt, sollen in den kommenden Wochen getötet und gehäutet werden. Ihr Pelz und Öl bescherten den industriearmen Provinzen an Kanadas Atlantikküste im vergangenen Jahr 14,5 Millionen US-Dollar.

Der weltweite Protest gegen das grausame „Massenschlachten“ vor seiner Atlantikküste ließ das Land zwar weiter ungerührt. Dass die Kritik sie dennoch an einem Nerv trifft, offenbarten manche Kanadier mit ihren Reaktionen am Ort des Geschehens und in der Hauptstadt Ottawa. So zielten Robbenjäger mit den Eingeweiden erlegter Tiere verärgert auf Demonstranten und Journalisten, wie kanadische Medien am Sonntag berichteten.

Ein Politiker wurde ausfallend, als die deutsche Anästhesiologin und Tierschützerin Astrid Kammerer-Höfer die Robbenjäger in einer E-Mail als „blutdürstige Barbaren“ bezeichnete. „Angesichts der Geschichte Ihres Landes finde ich die Anwendung des Begriffs Barbarei ironisch“, schrieb der kanadische Senator Larry Campbell zurück. Der Meinungsaustausch wurde von der Tierschutzorganisation „International Fund for Animal Welfare“ (IFAW) am Sonntag verbreitet.

Die Bundestagsabgeordnete Bärbel Höhn (Grüne) reiste auf Einladung des IFAW zur Beobachtung der Robbenjagd nach Kanada und reagierte entsetzt auf das, was sich vor ihren Augen abspielt. „Das ist ein grausames Gemetzel. Von Jagd kann man eigentlich nicht sprechen, weil die Tiere nicht fliehen können und ihren Schlächtern hilflos ausgeliefert sind“, sagte sie. Nach ihrer Rückkehr will sich Höhn für einen Einfuhrstopp von Pelzen und Omega3-Öl-Kapseln zur Nahrungsergänzung einsetzen. Derweil trafen die Robbenjäger im Süden des Golfes auf eine überraschend geringere Zahl von Sattelrobben als in vergangenen Jahren. „Wir sollten hier buchstäblich Zehntausende von Robbenbabys sehen. Stattdessen sind es höchstens ein paar hundert“, zitierten kanadische Medien die amerikanische Tierschützerin Rebecca Aldworth von der Humane Society. Die ungewöhnlich milden Temperaturen hatten das Packeis zum großen Teil aufgebrochen, so dass die Robben nur vereinzelt auf kleinen Eis-„Flößen“ zu finden sind. Ottawa verteidigt seine Entscheidung, die Fangquote in diesem Jahr noch zu erhöhen, mit der schnell wachsenden Robbenpopulation. dpa

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