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Panorama: Daums Anwälte werfen Richter Nötigung vor

Als am gestrigen Mittwoch um neun Uhr im Kölner Büro des Rechtsanwalts Ralph Mayer das Telefon klingelte, war Mayers Freude des Vortages beendet. Am Dienstag hatte im Koblenzer Prozess gegen den Fußballtrainer Christoph Daum der Münchner Rechtsmediziner Hans Sachs ein entlastendes Gutachten vorgelegt, wonach Daum, dem 63facher illegaler Erwerb von Kokain vorgeworfen wird, allenfalls als Gelegenheitskokser zu gelten hat.

Als am gestrigen Mittwoch um neun Uhr im Kölner Büro des Rechtsanwalts Ralph Mayer das Telefon klingelte, war Mayers Freude des Vortages beendet. Am Dienstag hatte im Koblenzer Prozess gegen den Fußballtrainer Christoph Daum der Münchner Rechtsmediziner Hans Sachs ein entlastendes Gutachten vorgelegt, wonach Daum, dem 63facher illegaler Erwerb von Kokain vorgeworfen wird, allenfalls als Gelegenheitskokser zu gelten hat. Prozessbeobachter, Anwälte und Daum selbst hatten das Gutachten als entscheidenden Durchbruch in diesem zähen, seit Oktober des vergangenen Jahres laufenden Verfahrens gewertet, erwartet werden durfte in der kommenden Woche der Freispruch oder zumindest die Einstellung. Allein, am anderen Ende des Telefons saß Ulrich Christoffel, der Vorsitzende Richter, und der hatte die gutachterlichen Stellungnahmen offensichtlich völlig anders interpretiert.

Er wolle, so Christoffel, in Verhandlung treten mit Daum-Verteidiger Mayer und dessen Kollegen, ob sie nicht einem Urteil von 90-Tagessätzen zustimmen wollten. 90-Tagessätze, damit würde Daum als vorbestraft gelten, was neben allen anderen Unbilden auch den Entzug der Trainerlizenz nach sich ziehen könnte. Der überraschte Mayer wies auf das Gutachten von Dienstag hin, darauf, dass der Anklage doch nun die Grundlage entzogen sei, wenn Verhandlungen, so könnten die sich doch lediglich um die Frage drehen, ob Daum freigesprochen werde oder der Prozess nach Paragraph 153 a mit einer kleinen Geldbuße eingestellt werden solle. Woraufhin Richter Christoffel, so ein erboster Mayer, mit einer weiteren Ausdehnung des Prozesses bis in den kommenden Oktober hinein drohte. Dann, bei anhaltender Bockigkeit der Verteidigung, werde man eben neue und alte Zeugen neu hören müssen.

Ein erstaunliches Prozedere. Bislang hatte die Staatsanwaltschaft nur Zeugen aufgefahren, die Daums Kokainkonsum allenfalls vom Hörensagen kannten und Gerüchte weiterkolportierten. Daum selbst hatte in sehr frühem Stadium des Prozesses gelegentlichen Konsum eingeräumt, lediglich eine erste, aus dem Oktober 2000 stammende, Analyse seiner Haare stützte noch die Anklage, Daum habe regelmäßig und in großem Stil Kokain erworben und benutzt. Und diese Analyse war am Dienstag eben zerfetzt worden. Woher nun weitere Belastungszeugen kommen sollen, warum sie bisher nicht geladen wurden, das weiß allein die Staatsanwaltschaft und offensichtlich Richter Christoffel.

Daums Verteidigung stuft Christoffels Aussagen als Form von Nötigung ein, erwägt auch eine Anzeige. Auf jeden Fall wird am kommenden Prozesstag ein erneuter Befangenheitsantrag die Verhandlung lähmen. Daum selbst befindet sich derweil wieder in Istanbul bei seinem derzeitigen Verein Besiktas. Dort hat man bereits signalisiert, dass sein Vertrag wegen des andauernden Prozesses nicht weiter verlängert wird. Nach früheren Aussagen des Trainers ist nicht zu erwarten, dass er klein beigibt. Ein Strafurteil werde er nicht akzeptieren, die Revision ist vorbereitet. Der Prozess, der schon lange zur Farve verkommen ist, geht weiter.

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