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Fernsehmoderatorin Pelin Çift lacht über die Ausführungen zu Sex-Verboten von Muslimen des prominenten Theologe Ali Riza Demirkan im türkischen Fernsehen am Freitag.

© Youtube

Debatte unter islamischen Gelehrten in der Türkei: Ist Oralsex gottgefällig?

Eine türkische Fernsehmoderatorin hat über die Ausführungen eines islamischen Gelehrten zu verbotenen Sexpraktiken gelacht hat. Jetzt haben sich andere Experten zu Wort gemeldet.

In der Türkei streiten sich islamische Gelehrte in aller Öffentlichkeit über die Zulässigkeit von Oralsex. Nachdem ein Experte in einer Fernsehshow gegen „Oralsex in fortgeschrittener Dimension“ zu Felde zog und damit seine Gesprächspartnerin in der Live-Sendung zu Lachkrämpfen trieb, meldete sich nun ein anderer Gelehrter zu Wort und sagte, Oralsex sei sehr wohl erlaubt.

Ahmet Mahmut Ünlü, bekannt als „Cübbeli Hoca“ – der „Lehrmeister mit der Robe“, gehört zu den bekanntesten Fernsehpredigern der Türkei. Ünlü trägt einen markanten langen Bart und ist in seinen Predigten bei aller Strenggläubigkeit oft witzig und scheut auch die Konfrontation nicht.

So wie jetzt, als er sich seinen Kollegen, den Islam-Gelehrten Ali Riza Demircan, vornahm. Dieser hatte in einer Live-Sendung des staatlichen Senders TRT über „sündhafte Praktiken zwischen Eheleuten“ doziert, wie es in der Sendung hieß. Neben Analsex und Sadismus zählte Demircan auch den „Oralsex in fortgeschrittener Dimension“ als verbotene Handlung. Was er damit meinte, sagte er nicht. Die Moderatorin Pelin Cift brach während der Belehrungen Demircans in Gelächter aus, und die Szene wurde zum Hit im Internet.

Demircan setzt seine Ausführungen schriftlich fort

Demircan setzte seine islamische Aufklärung jedoch unbeirrt fort. Leider seien seine Ausführungen im Fernsehen durch den Lachkrampf der Moderatorin unterbrochen worden, erklärte er nach der Sendung auf Facebook – und vollendete seine Ratschläge schriftlich. Sex während der Regelblutung der Frau sei ebenso verboten wie die Vernachlässigung der ehelichen Pflichten ohne triftigen medizinischen oder religiösen Grund, betonte er.

Kaum hatten sich die Gemüter wieder etwas beruhigt, trat der „Cübbeli Hoca“ auf den Plan. Da sei es doch jüngst um diese „Oral-Sache“ gegangen, sagte er in der jüngsten Ausgabe seiner eigenen Predigt. Der „Cübbeli Hoca“ warf Demircan vor, seine Meinung theologisch nicht begründet und „eine Lüge erfunden“ zu haben. Es gebe in der islamischen Rechtstradition nämlich keinerlei Festlegung – deshalb könne der Oralsex auch nicht als verboten bezeichnet werden. Das gelte, obwohl mindestens eine islamische Rechtsschule den menschlichen Samen als Schmutz betrachte.

Die theologische Debatte erhält in der Türkei so viel Aufmerksamkeit wie sonst nur Nachrichten aus der Fußballszene oder aus der Welt der Prominenten. Das Video mit der Predigt von „Cübbeli Hoca“ sei im Internet sofort zum Renner geworden, meldete die Zeitung „Taraf“.

Nicht zum ersten Mal wird das Verhältnis zwischen Islam und Sex in der Türkei zum Thema. Vor einigen Monaten sorgte ein anderer Theologe mit der Warnung für Aufsehen, masturbierende Männer würden eines Tages ihre „schwangere Hand“ im Jenseits wiedersehen.

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