zum Hauptinhalt

Panorama: Dein Fan und Helfer

Ein Polizist wollte Beckenbauer wegen eines Tempodelikts vor der Strafverfolgung bewahren

München - Ein Anruf unter Freunden hat der Polizei die Bußgeld-Affäre um Franz Beckenbauer eingebrockt. Als der Fuhrparkleiter des FC Bayern von der Temposünde des „Fußball-Kaisers“ erfuhr, rief er einen befreundeten Kriminalbeamten an und fragte, ob man da nichts machen könne. Bereitwillig vertuschte der Kriminaloberkommissar das Verkehrsdelikt und gab die rasante Fahrt des Bayern-Präsidenten als Sondereinsatz der Polizei aus. Nach einer Verurteilung zu acht Monaten Bewährungsstrafe begann am Montag vor dem Verwaltungsgericht München das Disziplinarverfahren gegen den 42-Jährigen. „Es war eine Riesendummheit“, räumte der Bayern-Fan ein.

Unter großem Medieninteresse verlas die Vorsitzende Richterin der Disziplinarkammer bisher unbekannte Details aus den Strafakten. Denn der Polizist und seine beiden Helfer beim Münchner Polizeipräsidium und beim Kreisverwaltungsreferat hatten im Dezember die Strafbefehle zu je acht Monaten Bewährungsstrafe wegen Urkundenfälschung beziehungsweise Beihilfe dazu akzeptiert – und sich damit einen öffentlichen Strafprozess erspart. Erstmals wurde nun bekannt, wie die Sache ins Rollen kam.

Eigentlich stand ganz am Anfang ein Telefonat von Beckenbauers Lebensgefährtin Heidi Burmester mit dem Fuhrparkleiter des FC Bayern.

Darin erwähnte sie beiläufig, dass Beckenbauer an der Münchner Stadtautobahn „Mittlerer Ring“ in eine Radarkontrolle geraten sei. In einem Wagen aus dem Fuhrpark des Vereins war der Chef des WM-Organisationskomitees an einer Baustelle mit 74 statt der erlaubten 30 Stundenkilometer geblitzt worden. Daraufhin habe sich der Fuhrparkleiter bemüßigt gefühlt, etwas zum Schutz von Beckenbauer zu tun, las die Richterin aus den Strafakten vor. Denn dem Temposünder drohten ein Bußgeld, mindestens ein Monat Fahrverbot und drei Punkte in der Flensburger Verkehrssünderdatei.

Im Disziplinarverfahren konnte der Kripo-Beamte sein Verhalten nicht so recht erklären. „Ich kann es wirklich nicht mehr sagen. Heute erkläre ich mir das aus Hilfsbereitschaft oder Naivität“, sagte der 42-Jährige. „Das Ganze wurde irgendwann ein Selbstläufer.“ Man kannte sich halt: Den Fuhrparkleiter traf der Beamte immer wieder bei seinen ehrenamtlichen Einsätzen als Ordner bei Heimspielen des FC Bayern. „Das ist ein ganz netter Kerl, den mag jeder gern“, sagte der Beamte. Der Fuhrparkchef war auch dabei, als der Kripo-Beamte seinen 40. Geburtstag feierte. Für die Vertuschung von Beckenbauers Verkehrsverstoß sei ihm aber keine Gegenleistung zugesagt worden, beteuerte der Beamte.

Dem verheirateten Vater von zwei Kindern, der nach einem Hausbau hoch verschuldet ist, droht nun die Entlassung und damit der Verlust eines monatlichen Nettogehaltes von knapp 3000 Euro. Für seine Vorgesetzten hat er gegen seine Kernpflichten verstoßen. dpa

-

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false